Nach der Schule liefen wir in unsere Zimmer und warfen die Schultasche in die Ecke.
Nach einer Weile läutete meine Mama die Kuhglocke an der Wand und wir setzten uns an den Mittagstisch.
Es roch nach Hausmannskost und gespannt blickten wir auf unsere kalten Teller.
Macht mal etwas Platz auf den Tisch, damit die Schüsseln passten. Manchmal wurde genascht und dann fingen wir gemeinsam an.
Kannst Du mir mal die Kartoffeln geben, sagte mein Bruder … erst, wenn ich das Gemüse bekomme … für jeden war genug da.
Nach dem Essen knobelten wir, wer der Mama beim Abwasch hilft. “Ich stelle Euch eine Zahl!”, sagte sie.
Manchmal ging es eine ganze Stunde so und wir saßen noch immer vor unseren Tellern. Es schien zeitlos zu sein.
Mal gab es Gulasch und mal Spinat. Mal Kartoffeln oder Fisch, wenn er im Angebot war. Papa leckte manchmal die Teller ab.
Am Tisch besprechen wir in der Regel, wer noch welche Hausaufgaben zu machen hatte und was so anlag.
Es wurde gelacht und gescherzt und die Mama hatte einfach wunderbar gekocht.
Das ist nun schon viele Jahre her.
Ich erinnere mich auch daran, dass der Hund unter dem Tisch lag und sich das Maul leckte, denn jeder steckte mal heimlich was unter den Tisch.
Das gemeinsame Essen war ein fester Bestandteil unserer Familie. Auch nach dem Abendbrot wurde es manchmal spät, weil wir uns noch lange etwas zu erzählen hatten.
Heute bin ich selbst Vater. Hier Dein Teller, die Kinder essen alleine. Möchtest Du einen Döner? Ich habe Dir zwei Brötchen geschmiert ….
Wir können uns aber auch nachher etwas von MC Donalds holen.
Was möchtest Du für eine Pizza? Du kannst Dir gerne ein Rollo holen. Wir können ja dabei laufen.
Ich mache niemanden einen Vorwurf. Ich frage mich nur manchmal, wann es angefangen hat. Vor ein paar Tagen war ich eingeladen. Der Tisch war schön gedeckt und jeder hatte eine Serviette.
Nun stehen wir am Buffet. So viel Auswahl. Hier ein wenig und da ein wenig. Das sieht aber toll aus.
Möchten Sie auf ihre Pommes Mayo oder Ketchup? Soll ich die Pizza schneiden? Soll der Rollo überbacken werden?
Wenn ich mich erinnere, dann frage ich mich, warum ich manchmal früher einfach aufgesprungen bin. Gerne würde ich heute noch mal mit meinen Eltern am Tisch sitzen und sie gemeinsam erleben.
Einfach nur die Mama fragen wir sie es gekocht hatte oder den Papa, wie es auf der Arbeit war.
Es macht mich schon traurig, darüber nachzudenken. Für den einen ist die Gemeinschaft am Tisch etwas Gutes gewesen. Für den anderen war es einfach nur eine Qual.
Die einen halten an der gemeinsamen Zeit fest. Versuchen sich gesund zu ernähren und gehaltvoll, während die anderen die Nudeln mit Tomatensoße und Parmesan aus der Packung berieseln.
In jenen Momenten scheint das gemeinsame Essen wieder an Bedeutung zu gewinnen.