Die "5 Minuten" Andacht

Der Hahn und die Henne

Oft wurde ich schon gefragt, ob wir keinen Hahn haben. Tatsächlich leben in unserem Hühnergehege derzeit zwölf Hennen – und kein Hahn ist in Sicht. Tag für Tag haben wir Freude an den Hennen und ernten etwa zehn Eier täglich.

Unsere Hennen haben ein braunes Gefieder und leben weitestgehend friedlich miteinander. Als wir sie neu bekamen, waren sie zunächst recht schüchtern, doch das legte sich schnell. Fröhlich beginnen sie jeden Morgen ihr Tagwerk und geben hin und wieder einen leisen Laut von sich.

Anders ist es, wenn eine Henne ein Ei gelegt hat oder Gefahr droht. Dann kann es sehr laut werden, und es dauert eine Weile, bis wieder Ruhe einkehrt.

Wir haben bewusst keinen Hahn im Gehege, weil uns sonst die Nachbarn wohl hassen würden. Ein Hahn hat die Eigenschaft, seine Meinung klar und deutlich kundzutun – er kräht bei Sonnenaufgang und immer dann, wenn er es für nötig hält. Das kann ziemlich oft der Fall sein.

Seine Aufgabe ist es, unter den Hennen für Ordnung zu sorgen. Er ist der Chef, deutlich größer als die Hennen und mit einem prachtvollen Erscheinungsbild. Die Hennen lieben ihn, denn er sorgt für den Nachwuchs. Ohne sein Zutun würde die Herde aussterben. Der Hahn befruchtet die Eier, und die Henne kann diese anschließend ausgiebig beglucken.

Ein Hahn stolziert stolz voran, und mal darf die eine, mal die andere Henne ihm folgen. Sie müssen keine Angst haben, denn der Hahn kennt den Weg und hat alles im Blick.

Nach dem Schlüpfen der Küken kann man nicht sofort erkennen, wer Hahn oder Henne ist. Beide durchbrechen die Eierschale und laufen dann wild durcheinander. Ihr wuscheliges Federkleid sieht einfach nur süß aus.

Leider werden junge Hähne oft sehr früh von der Gruppe getrennt und in vielen Fällen sofort getötet. Die Hennen sind gefragt, die Hähne hingegen „scheinbar“ überflüssig. Sie großzuziehen ist für viele Menschen zu aufwendig, und ihr Fleisch gilt als weniger schmackhaft. Da sie keine Eier legen, erscheinen sie nicht „nützlich“. Es ist traurig, denn so bleibt vielen Hähnen verwehrt, ihr wunderbares Gefieder zu entwickeln.

Auch der Mensch tut sich schwer, wenn er alleine lebt. Er braucht jemanden an seiner Seite, mit dem er sich austauschen kann. Die Bibel beschreibt, dass der Mensch als Mann und Frau geschaffen wurde. Der Mann sollte das Haupt sein, und die Frau sollte ihm zur Seite stehen – beide sind füreinander da. Der Mann bringt Stärke ein, die Frau bewahrt den Überblick.

Bei den Hühnern gibt es eine klare Ordnung, wer wann fressen darf und wer das Sagen hat – die sogenannte Hackordnung. Kommt eine neue Henne hinzu, wird diese Hierarchie neu bestimmt. Die Neue muss sich ihren Platz erkämpfen und leidet oft darunter: Sie wird gepickt, gezwackt und gejagt, bis die Rangfolge geklärt ist. Für uns Menschen wirkt dieses Verhalten grausam, doch am Ende darf auch die Neue auf der Stange sitzen.

Ohne einen Hahn fehlt den Hennen jedoch eine klare Orientierung. Sie erleben niemals, wie neues Leben aus einem Ei schlüpft. Manche Hennen glucken dennoch. Sie wünschen sich so sehr Nachwuchs, dass sie voller Hingabe Wärme spenden – doch ohne einen Hahn bleibt diese Liebe unerfüllt.

Lastenverteilung