Liebe Geschwister,
Preis und Ehre sei unserem Herrn. Heute Abend möchte ich ein kleines Zeugnis mit euch teilen.
Es war der 65. Geburtstag meines Schwiegervaters. Wie er es immer zu tun pflegte, hatte er die ganze Familie eingeladen. Die Feier fand in Gescher statt, einem Ort im Münsterland, bekannt für den Glockenguss. Doch trotz der Feierlichkeiten ging es mir damals überhaupt nicht gut. Meine Frau war schwer krank, und ich hatte den Eindruck, dass alle Blicke auf ihr ruhten. Die Kinder waren noch klein, und ich fühlte mich hilflos und überfordert. Obwohl ich gläubig war und auf den Herrn Jesus vertraute, brauchte ich jemanden, mit dem ich sprechen konnte.
In meiner Not suchte ich das Gespräch mit meinem Schwiegervater, einem Mann, der jahrelang als Chefredakteur beim Bremer Weser-Kurier gearbeitet hatte – ein Mann, der nur den Fakten Glauben schenkte. Ich sagte zu ihm: „Winfried, das ist deine Tochter. Ich komme nicht mehr zurecht. Ich bin am Ende.“
Seine Antwort war nüchtern: „Patrick, das ist interessant, was du sagst, aber wir müssen beide Seiten betrachten.“
Diese Worte konnte ich damals nicht akzeptieren. Also wandte ich mich an meine Schwiegermutter. Ich sagte zu ihr: „Du hast sie zur Welt gebracht, hilf mir.“ Ihre Antwort hallt bis heute in meinen Ohren: „Patrick, sei dankbar.“
In Gescher, dem Ort, wo die großen Glocken gegossen werden, wurde dieser Satz zu einer Glocke in meinem Herzen, die bis heute nachklingt: Sei dankbar – auch in schwierigen Zeiten.
Über die Jahre hat mich dieser Satz begleitet. Heute möchte ich nicht nur von mir sprechen, sondern gemeinsam mit euch ins Wort Gottes schauen.
Lasst uns Erster Thessalonicher Kapitel 5 aufschlagen, ab Vers 12:
1. Thessalonicher 5:12–18
Wir bitten euch aber, Brüder und Schwestern, achtet die, die unter euch arbeiten und euch vorstehen im Herrn und euch ermahnen; habt sie um ihrer Arbeit willen besonders lieb. Haltet Frieden untereinander.Wir ermahnen euch aber, Brüder und Schwestern: Verwarnet die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid geduldig mit jedermann.Seht zu, dass niemand Böses mit Bösem vergilt, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann. Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.
Diese Verse zeigen uns, dass Dankbarkeit kein Gefühl ist, das von äußeren Umständen abhängt, sondern eine Entscheidung des Herzens.
Wofür können wir Gott dankbar sein?
Lasst uns kurz still werden und darüber nachdenken.
Vielleicht möchte jemand von euch teilen, wofür er oder sie dankbar ist?
- „Dass wir leben und atmen.“
- „Für die Gesundheit.“
Aber was ist, wenn wir krank sind? Können wir dann noch dankbar sein?
Kolosser 1:16
Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.
Dankbarkeit in der Prüfung
Ob vor einem abgebrannten Haus, wie wir es in Los Angeles erleben, oder in Krankheit – können wir Gott noch danken?
Ja, wir können. Denn selbst im Verlust bleibt das größte Geschenk: das Leben, das Gott uns gegeben hat.
Auch Hiob hat alles verloren, doch er sagte:
Hiob 1:21
Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt.
Josef wurde von seinen Brüdern verraten und verkauft. Nach Jahren der Not sagte er:
1. Mose 50:20
Ihr gedachtet, es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.
Und David, verfolgt von König Saul, bezeugte:
Psalm 23:1
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Prüfung als Erziehung
Hebräer 12:6–7
Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.Es dient zu eurer Erziehung: Gott geht mit euch um wie mit Kindern.
Ja, auch ich habe das damals als Zucht erlebt. Meine Schwiegermutter rief: „Sei dankbar!“ – und das in einer Zeit, in der ich es am wenigsten hören wollte. Doch dieser Satz veränderte mich.
Gebet als Kraftquelle
Paulus und Silas beteten im Gefängnis:
Apostelgeschichte 16:25–26
Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie. Plötzlich geschah ein großes Erdbeben, sodass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Alle Türen öffneten sich, und die Fesseln fielen ab.
Gebet bringt Befreiung – nicht immer äußerlich, aber im Herzen.
Fazit
Matthäus 5:12
Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden.
Dankbarkeit ist ein Weg, den wir lernen müssen. Es ist nicht immer einfach. Aber Gott ist treu. Er bringt zu Ende, was er in uns begonnen hat.
Lasst uns beten.
Amen. 🙏🏿