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Hiob 23 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Hiob antwortete und sprach: 2 Auch heute lehnt sich meine Klage auf; seine Hand drückt schwer, dass ich seufzen muss. 3 Ach dass ich wüsste, wie ich ihn finden und zu seinem Thron kommen könnte! 4 So würde ich ihm das Recht darlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen 5 und erfahren die Reden, die er mir antworten, und vernehmen, was er mir sagen würde. 6 Würde er mit großer Macht mit mir rechten? Nein, er selbst würde Acht haben auf mich. 7 Dann würde ein Redlicher mit ihm rechten, und für immer würde ich entrinnen meinem Richter! 8 Aber gehe ich nun vorwärts, so ist er nicht da; gehe ich zurück, so spüre ich ihn nicht. 9 Ist er zur Linken, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich zur Rechten, so sehe ich ihn nicht. 10 Er aber kennt meinen Weg gut. Er prüfe mich, so will ich erfunden werden wie das Gold. 11 Denn ich hielt meinen Fuß auf seiner Bahn und bewahrte seinen Weg und wich nicht ab 12 und übertrat nicht das Gebot seiner Lippen und bewahrte die Reden seines Mundes bei mir. 13 Doch er ist der Eine – wer will ihm wehren? Und er macht’s, wie er will. 14 Ja, er wird vollenden, was mir bestimmt ist, und hat noch mehr derart im Sinn. 15 Darum erschrecke ich vor seinem Angesicht, und wenn ich darüber nachdenke, so fürchte ich mich vor ihm. 16 Gott ist’s, der mein Herz mutlos gemacht, und der Allmächtige, der mich erschreckt hat; 17 denn nicht der Finsternis wegen muss ich schweigen, und nicht, weil Dunkel mein Angesicht deckt.

Hiob 24 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Warum sind von dem Allmächtigen nicht Zeiten vorbehalten, und warum sehen, die ihn kennen, seine Tage nicht? 2 Die Gottlosen verrücken die Grenzen, rauben die Herde und weiden sie. 3 Sie treiben den Esel der Waisen weg und nehmen das Rind der Witwe zum Pfande. 4 Sie stoßen die Armen vom Wege, und die Elenden im Lande müssen sich verkriechen. 5 Siehe, sie sind wie Wildesel: In der Wüste gehen sie an ihr Werk und suchen Nahrung in der Einöde als Speise für ihre Kinder. 6 Sie ernten des Nachts auf dem Acker und halten Nachlese im Weinberg des Gottlosen. 7 Sie liegen in der Nacht nackt ohne Gewand und haben keine Decke im Frost. 8 Sie triefen vom Regen in den Bergen; sie müssen sich an die Felsen drücken, weil sie sonst keine Zuflucht haben. 9 Man reißt das Waisenkind von der Mutterbrust und nimmt den Säugling der Armen zum Pfande. 10 Nackt gehen sie einher ohne Kleider, und hungrig tragen sie Garben. 11 Gleich in den Gärten pressen sie Öl, sie treten die Kelter und leiden doch Durst. 12 Fern der Stadt seufzen Sterbende, und die Seele der Säuglinge schreit. Doch Gott achtet nicht darauf! 13 Sie sind Feinde des Lichts geworden, kennen Gottes Weg nicht und bleiben nicht auf seinen Pfaden. 14 Wenn der Tag anbricht, steht der Mörder auf und erwürgt den Elenden und Armen, und des Nachts schleicht der Dieb. 15 Das Auge des Ehebrechers lauert auf das Dunkel, und er denkt: »Mich sieht kein Auge!«, und verdeckt sein Antlitz. 16 Im Finstern bricht man in die Häuser ein; am Tage verbergen sie sich und scheuen alle das Licht. 17 Ja, als Morgen gilt ihnen allen die Finsternis, denn sie sind bekannt mit den Schrecken der Finsternis. 18 Er fährt leicht wie auf dem Wasser dahin, verflucht wird sein Acker im Lande, und man wendet sich seinem Weinberg nicht zu. 19 Der Tod nimmt weg die da sündigen, wie die Hitze und Dürre das Schneewasser verzehrt. 20 Der Mutterschoß vergisst ihn; die Würmer laben sich an ihm. An ihn denkt man nicht mehr; so zerbricht Frevel wie Holz. 21 Er hat bedrückt die Unfruchtbare, die nicht gebar, und hat der Witwe nichts Gutes getan. 22 Gott rafft die Gewalttätigen hin durch seine Kraft; steht er auf, so müssen sie am Leben verzweifeln. 23 Er gibt ihnen, dass sie sicher sind und eine Stütze haben, doch seine Augen wachen über ihren Wegen. 24 Sie sind hoch erhöht; aber nach einer kleinen Weile sind sie nicht mehr da; sie sinken hin und werden hinweggerafft wie alle; wie die Spitzen der Ähren werden sie abgeschnitten. 25 Ist’s nicht so? Wer will mich Lügen strafen und erweisen, dass meine Rede nichts sei?

Hiob 22 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Da antwortete Elifas von Teman und sprach: 2 Kann denn ein Mann Gott etwas nützen? Nur sich selber nützt ein Kluger. 3 Meinst du, der Allmächtige habe Vorteil davon, dass du gerecht bist? Was hilft’s ihm, selbst wenn deine Wege ohne Tadel sind? 4 Meinst du: er wird dich wegen deiner Gottesfurcht zurechtweisen und mit dir ins Gericht gehen? 5 Ist deine Bosheit nicht zu groß, und sind deine Missetaten nicht ohne Ende? 6 Du hast deinem Bruder ein Pfand abgenommen ohne Grund, du hast den Nackten die Kleider entrissen; 7 du hast die Durstigen nicht getränkt mit Wasser und hast dem Hungrigen dein Brot versagt; 8 dem Mächtigen gehört das Land, und sein Günstling darf darin wohnen; 9 die Witwen hast du leer weggehen lassen und die Arme der Waisen zerbrochen. 10 Darum bist du von Schlingen umgeben, und Entsetzen hat dich plötzlich erschreckt. 11 Dein Licht ist Finsternis, sodass du nicht sehen kannst, und die Wasserflut bedeckt dich. 12 Ist Gott nicht hoch wie der Himmel? Sieh die Sterne an, wie hoch sie sind! 13 Du sprichst zwar: »Was weiß Gott? Sollte er durchs Gewölk hindurch richten können? 14 Die Wolken sind seine Hülle, dass er nicht sehen kann; er wandelt am Rande des Himmels.« 15 Hältst du den Weg der Vorzeit ein, auf dem die Ungerechten gegangen sind, 16 die fortgerafft wurden, ehe es Zeit war, und das Wasser hat ihren Grund weggewaschen, 17 die zu Gott sprachen: »Heb dich von uns!«? Was sollte der Allmächtige ihnen antun können? 18 Hat er doch ihr Haus mit Gütern gefüllt. Aber: »Der Rat der Gottlosen ist ferne von mir.« 19 Die Gerechten werden’s sehen und sich freuen, und der Unschuldige wird sie verspotten: 20 »Ja, unser Widersacher ist vertilgt, und was er hinterließ, hat das Feuer verzehrt.« 21 So vertrage dich nun mit Gott und mache Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen. 22 Nimm doch Weisung an von seinem Munde, und fasse seine Worte in dein Herz. 23 Bekehrst du dich zum Allmächtigen und demütigst du dich und tust das Unrecht weit weg von deiner Hütte 24 – wirf in den Staub dein Gold und zu den Steinen der Bäche das Gold von Ofir –, 25 so wird der Allmächtige dein Gold sein und wie Silber, das dir zugehäuft wird. 26 Dann wirst du deine Lust haben an dem Allmächtigen und dein Antlitz zu Gott erheben. 27 Wenn du ihn bitten wirst, wird er dich hören, und du wirst deine Gelübde erfüllen. 28 Was du dir vornimmst, lässt er dir gelingen, und das Licht wird auf deinen Wegen scheinen. 29 Denn er erniedrigt die Hochmütigen; aber wer seine Augen niederschlägt, dem hilft er. 30 Auch wer nicht unschuldig ist, wird errettet werden; er wird errettet um der Reinheit deiner Hände willen.

Hiob 16 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Hiob antwortete und sprach: 2 Ich habe das schon oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster! 3 Wollen die leeren Worte kein Ende haben? Oder was reizt dich, so zu reden? 4 Auch ich könnte wohl reden wie ihr, wärt ihr an meiner Stelle. Auch ich könnte Worte gegen euch zusammenbringen und mein Haupt über euch schütteln. 5 Ich würde euch stärken mit dem Munde und mit meinen Lippen trösten. 6 Aber wenn ich schon redete, so würde mich mein Schmerz nicht verschonen; hörte ich auf zu reden, so bliebe er dennoch bei mir. 7 Nun aber hat Er mich müde gemacht und alles verstört, was um mich ist. 8 Er hat mich runzlig gemacht, das zeugt wider mich, und mein Siechtum steht wider mich auf und verklagt mich ins Angesicht. 9 Sein Grimm hat mich zerrissen, und er war mir Feind; er knirschte mit den Zähnen gegen mich; mein Widersacher funkelt mich mit seinen Augen an. 10 Sie haben ihren Mund aufgesperrt wider mich und haben mich schmählich auf meine Backen geschlagen. Sie haben ihren Mut miteinander an mir gekühlt. 11 Gott hat mich übergeben dem Ungerechten und hat mich in die Hände der Gottlosen kommen lassen. 12 Ich war in Frieden, aber er hat mich zunichte gemacht; er hat mich beim Genick genommen und zerschmettert. Er hat mich als seine Zielscheibe aufgerichtet; 13 seine Pfeile schwirren um mich her. Er hat meine Nieren durchbohrt und nicht verschont; er hat meine Galle auf die Erde geschüttet. 14 Er schlägt in mich eine Bresche nach der andern; er läuft gegen mich an wie ein Kriegsmann. 15 Ich habe einen Sack um meinen Leib gelegt und mein Haupt in den Staub gebeugt. 16 Mein Antlitz ist gerötet vom Weinen, auf meinen Wimpern liegt Dunkelheit, 17 obwohl kein Frevel in meiner Hand und mein Gebet rein ist. 18 Ach Erde, bedecke mein Blut nicht, und mein Schreien finde keine Ruhestatt! 19 Siehe, auch jetzt noch ist mein Zeuge im Himmel, und mein Fürsprecher ist in der Höhe. 20 Meine Freunde verspotten mich; unter Tränen blickt mein Auge zu Gott auf, 21 dass er Recht verschaffe dem Mann bei Gott, dem Menschen vor seinem Freund. 22 Denn nur wenige Jahre noch und ich gehe den Weg, den ich nicht wiederkommen werde.

Hiob 17 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Mein Geist ist zerbrochen, meine Tage sind ausgelöscht; das Grab ist da. 2 Fürwahr, Gespött umgibt mich, und auf ihrem Hadern muss mein Auge weilen. 3 Sei du selbst mein Bürge bei dir – wer will mich sonst vertreten? 4 Denn du hast ihrem Herzen den Verstand verborgen, darum wirst du ihnen den Sieg nicht geben. 5 Zum Teilen lädt einer Freunde ein, doch die Augen seiner Kinder müssen verschmachten. 6 Er hat mich zum Sprichwort unter den Leuten gemacht, und ich muss mir ins Angesicht speien lassen. 7 Mein Auge ist dunkel geworden vor Trauern, und alle meine Glieder sind wie ein Schatten. 8 Darüber entsetzen sich die Gerechten, und die Unschuldigen entrüsten sich über die Ruchlosen. 9 Aber der Gerechte hält fest an seinem Weg, und wer reine Hände hat, nimmt an Stärke zu. 10 Wohlan, kehrt euch alle wieder her und kommt; ich werde dennoch keinen Weisen unter euch finden! 11 Meine Tage sind vergangen; zerrissen sind meine Pläne, die mein Herz besessen haben. 12 Nacht will man mir zum Tag machen: Licht sei näher als Finsternis. 13 Wenn ich auch lange warte, so ist doch bei den Toten mein Haus, und in der Finsternis ist mein Bett gemacht. 14 Das Grab nenne ich meinen Vater und die Würmer meine Mutter und meine Schwester. 15 Worauf soll ich denn hoffen? Und wer sieht noch Hoffnung für mich? 16 Hinunter zu den Toten wird sie fahren, wenn alle miteinander im Staub liegen.

Hiob 15 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Da antwortete Elifas von Teman und sprach: 2 Soll ein weiser Mann so aufgeblasene Worte reden und seinen Bauch so blähen mit leeren Reden? 3 Du verantwortest dich mit Worten, die nichts taugen, und dein Reden ist nichts nütze. 4 Du selbst zerstörst die Gottesfurcht und raubst dir die Andacht vor Gott. 5 Denn deine Schuld lehrt deinen Mund, und du hast erwählt eine listige Zunge. 6 Dein Mund verdammt dich und nicht ich, deine Lippen zeugen gegen dich. 7 Bist du als der erste Mensch geboren? Kamst du vor den Hügeln zur Welt? 8 Hast du im heimlichen Rat Gottes zugehört und die Weisheit an dich gerissen? 9 Was weißt du, das wir nicht wissen? Was verstehst du, das uns nicht bekannt ist? 10 Es sind Ergraute und Alte unter uns, die länger gelebt haben als dein Vater. 11 Gelten Gottes Tröstungen so gering bei dir und ein Wort, das sanft mit dir verfuhr? 12 Was reißt dein Herz dich fort? Was funkeln deine Augen, 13 dass sich dein Mut wider Gott richtet und du solche Reden aus deinem Munde lässt? 14 Was ist der Mensch, dass er rein sein sollte, und dass der gerecht sein sollte, der vom Weibe geboren ist? 15 Siehe, seinen Heiligen traut Gott nicht, und selbst die Himmel sind nicht rein vor ihm. 16 Wie viel weniger der Mensch, der gräulich und verderbt ist, der Unrecht säuft wie Wasser! 17 Ich will dir’s zeigen, höre mir zu, und ich will dir erzählen, was ich gesehen habe, 18 was die Weisen gesagt und ihre Väter ihnen nicht verborgen haben, 19 denen allein das Land gegeben war, sodass kein Fremder unter ihnen umherzog: 20 Der Gottlose bebt sein Leben lang, und dem Tyrannen ist die Zahl seiner Jahre verborgen. 21 Stimmen des Schreckens hört sein Ohr, und mitten im Frieden kommt der Verderber über ihn. 22 Er glaubt nicht, dass er dem Dunkel entrinnen könne, und fürchtet immer das Schwert. 23 Er zieht hin und her nach Brot und weiß, dass ihm der Tag der Finsternis bereitet ist. 24 Angst und Not schrecken ihn und schlagen ihn nieder wie ein König, der angreift. 25 Denn er hat seine Hand gegen Gott ausgereckt und dem Allmächtigen getrotzt. 26 Er läuft mit dem Kopf gegen ihn an und ficht halsstarrig wider ihn. 27 Er brüstet sich wie ein fetter Wanst und macht sich feist und dick. 28 Er wohnt in zerstörten Städten, in Häusern, wo man nicht bleiben soll, die zu Steinhaufen bestimmt sind. 29 Doch wird er nicht reich bleiben, und sein Gut wird nicht bestehen, und sein Besitz wird sich nicht ausbreiten im Lande. 30 Er wird der Finsternis nicht entrinnen. Die Flamme wird seine Zweige verdorren, und Gott wird ihn durch den Hauch seines Mundes wegraffen. 31 Er traue nicht auf Trug, sonst wird er betrogen sein, und Trug wird sein Lohn werden. 32 Er wird ihm voll ausgezahlt werden noch vor der Zeit, und sein Zweig wird nicht mehr grünen. 33 Er gleicht dem Weinstock, der die Trauben unreif abstößt, und dem Ölbaum, der seine Blüte abwirft. 34 Denn die Rotte der Ruchlosen wird unfruchtbar bleiben, und das Feuer wird die Hütten der Bestechlichen fressen. 35 Sie gehen schwanger mit Mühsal und gebären Unglück, und ihr Schoß bringt Trug zur Welt.

Hiob 6 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Hiob antwortete und sprach: 2 Wenn man doch meinen Kummer wägen und mein Leiden zugleich auf die Waage legen wollte! 3 Denn nun ist es schwerer als Sand am Meer; darum sind meine Worte noch unbedacht. 4 Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet. 5 Schreit denn der Wildesel, wenn er Gras hat, oder brüllt der Stier, wenn er sein Futter hat? 6 Isst man denn Fades, ohne es zu salzen, oder hat Eiweiß Wohlgeschmack? 7 Meine Seele sträubt sich, es anzurühren; es ist, als wäre mein Brot unrein. 8 Könnte meine Bitte doch geschehen und Gott mir geben, was ich hoffe! 9 Dass mich doch Gott erschlagen wollte und seine Hand ausstreckte und mir den Lebensfaden abschnitte! 10 So hätte ich noch diesen Trost und wollte fröhlich springen – ob auch der Schmerz mich quält ohne Erbarmen –, dass ich nicht verleugnet habe die Worte des Heiligen. 11 Was ist meine Kraft, dass ich ausharren könnte; und welches Ende wartet auf mich, dass ich geduldig sein sollte? 12 Ist doch meine Kraft nicht aus Stein und mein Fleisch nicht aus Erz. 13 Hab ich denn keine Hilfe mehr, und gibt es keinen Rat mehr für mich? 14 Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten verweigert, der gibt die Furcht vor dem Allmächtigen auf. 15 Meine Brüder trügen wie ein Bach, wie das Bett der Bäche, die versickern, 16 die erst trübe sind vom Eis, darin der Schnee sich birgt, 17 doch zur Zeit, wenn die Hitze kommt, versiegen sie; wenn es heiß wird, vergehen sie von ihrer Stätte: 18 Ihr Weg windet sich dahin und verläuft, sie gehen hin ins Nichts und verschwinden. 19 Die Karawanen von Tema blickten aus auf sie, die Karawanen von Saba hofften auf sie; 20 aber sie wurden zuschanden über ihrer Hoffnung und waren betrogen, als sie dahin kamen. 21 So seid ihr jetzt für mich geworden; weil ihr Schrecknisse seht, fürchtet ihr euch. 22 Hab ich denn gesagt: Schenkt mir etwas und bezahlt für mich von eurem Vermögen 23 und errettet mich aus der Hand des Feindes und kauft mich los von der Hand der Gewalttätigen? 24 Belehrt mich, so will ich schweigen, und worin ich geirrt habe, darin unterweist mich! 25 Wie kräftig sind doch redliche Worte! Aber euer Tadeln, was beweist das? 26 Gedenkt ihr, Worte zu rügen? Aber die Rede eines Verzweifelnden verhallt im Wind. 27 Ihr freilich könntet wohl über eine arme Waise das Los werfen und euren Nächsten verschachern. 28 Nun aber hebt doch an und seht auf mich, ob ich euch ins Angesicht lüge. 29 Kehrt doch um, damit nicht Unrecht geschehe! Kehrt um! Noch habe ich Recht darin! 30 Ist denn auf meiner Zunge Unrecht, oder sollte mein Gaumen Böses nicht merken?

Hiob 7 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Muss nicht der Mensch immer im Dienst stehen auf Erden, und sind seine Tage nicht wie die eines Tagelöhners? 2 Wie ein Knecht sich sehnt nach dem Schatten und ein Tagelöhner auf seinen Lohn wartet, 3 so hab ich wohl ganze Monate vergeblich gearbeitet, und viele elende Nächte sind mir geworden. 4 Wenn ich mich niederlegte, sprach ich: Wann werde ich aufstehen? Bin ich aufgestanden, so wird mir’s lang bis zum Abend, und mich quälte die Unruhe bis zur Dämmerung. 5 Mein Fleisch ist um und um eine Beute des Gewürms und faulig, meine Haut ist verschrumpft und voller Eiter. 6 Meine Tage sind schneller dahingeflogen als ein Weberschiffchen und sind vergangen ohne Hoffnung. 7 Bedenke, dass mein Leben ein Hauch ist und meine Augen nicht wieder Gutes sehen werden. 8 Und kein lebendiges Auge wird mich mehr schauen; sehen deine Augen nach mir, so bin ich nicht mehr. 9 Eine Wolke vergeht und fährt dahin: so kommt nicht wieder herauf, wer zu den Toten hinunterfährt; 10 er kommt nicht zurück, und seine Stätte kennt ihn nicht mehr. 11 Darum will auch ich meinem Munde nicht wehren. Ich will reden in der Angst meines Herzens und will klagen in der Betrübnis meiner Seele. 12 Bin ich denn das Meer oder der Drache, dass du eine Wache gegen mich aufstellst? 13 Wenn ich dachte, mein Bett soll mich trösten, mein Lager soll mir meinen Jammer erleichtern, 14 so erschrecktest du mich mit Träumen und machtest mir Grauen durch Gesichte, 15 dass ich mir wünschte, erwürgt zu sein, und den Tod lieber hätte als meine Schmerzen. 16 Ich vergehe! Ich leb’ ja nicht ewig. Lass ab von mir, denn meine Tage sind nur noch ein Hauch. 17 Was ist der Mensch, dass du ihn groß achtest und dich um ihn bekümmerst? 18 Jeden Morgen suchst du ihn heim und prüfst ihn alle Stunden. 19 Warum blickst du nicht einmal von mir weg und lässt mir keinen Atemzug Ruhe? 20 Hab ich gesündigt, was tue ich dir damit an, du Menschenhüter? Warum machst du mich zum Ziel deiner Anläufe, dass ich mir selbst eine Last bin? 21 Und warum vergibst du mir meine Sünde nicht oder lässt meine Schuld hingehen? Denn nun werde ich mich in die Erde legen, und wenn du mich suchst, werde ich nicht mehr da sein.

Hiob 4 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Da hob Elifas von Teman an und sprach: 2 Du hast’s vielleicht nicht gern, wenn man versucht, mit dir zu reden; aber Worte zurückhalten, wer kann’s? 3 Siehe, du hast viele unterwiesen und matte Hände gestärkt; 4 deine Rede hat die Strauchelnden aufgerichtet, und die bebenden Knie hast du gekräftigt. 5 Nun es aber an dich kommt, wirst du weich, und nun es dich trifft, erschrickst du! 6 Ist nicht deine Gottesfurcht dein Trost, und die Unsträflichkeit deiner Wege deine Hoffnung? 7 Bedenke doch: Wo ist ein Unschuldiger umgekommen? Oder wo wurden die Gerechten je vertilgt? 8 Wohl aber habe ich gesehen: Die da Frevel pflügten und Unheil säten, ernteten es auch ein. 9 Durch den Odem Gottes sind sie umgekommen und vom Schnauben seines Zorns vertilgt. 10 Das Brüllen der Löwen und die Stimme der Leuen und die Zähne der jungen Löwen sind dahin. 11 Der Löwe kommt um, wenn er keine Beute hat, und die Jungen der Löwin werden zerstreut. 12 Zu mir ist heimlich ein Wort gekommen, und von ihm hat mein Ohr ein Flüstern empfangen 13 beim Nachsinnen über Gesichte in der Nacht, wenn tiefer Schlaf auf die Leute fällt; 14 da kam mich Furcht und Zittern an, und alle meine Gebeine erschraken. 15 Und ein Hauch fuhr an mir vorüber; es standen mir die Haare zu Berge an meinem Leibe. 16 Da stand ein Gebilde vor meinen Augen, doch ich erkannte seine Gestalt nicht; es war eine Stille und ich hörte eine Stimme: 17 Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott oder ein Mann rein sein vor dem, der ihn gemacht hat? 18 Siehe, seinen Dienern traut er nicht, und seinen Boten wirft er Torheit vor: 19 wie viel mehr denen, die in Lehmhäusern wohnen und auf Staub gegründet sind und wie Motten zerdrückt werden! 20 Es währt vom Morgen bis zum Abend, so werden sie zerschlagen, und ehe man’s gewahr wird, sind sie ganz dahin. 21 Ihr Zelt wird abgebrochen, und sie sterben unversehens.

Hiob 5 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Rufe doch, ob einer dir antwortet! Und an welchen von den Heiligen willst du dich wenden? 2 Denn einen Toren tötet der Unmut, und den Unverständigen bringt der Eifer um. 3 Ich sah einen Toren Wurzel schlagen, doch plötzlich schwand er von seiner Stätte dahin. 4 Seinen Kindern bleibt Hilfe fern, und sie werden zerschlagen im Tor; denn kein Erretter ist da. 5 Seine Ernte verzehrt der Hungrige, und auch aus den Hecken holt er sie, und nach seinem Gut lechzen die Durstigen. 6 Denn Frevel geht nicht aus der Erde hervor, und Unheil wächst nicht aus dem Acker; 7 sondern der Mensch erzeugt sich selbst das Unheil, wie Funken hoch emporfliegen. 8 Ich aber würde mich zu Gott wenden und meine Sache vor ihn bringen, 9 der große Dinge tut, die nicht zu erforschen sind, und Wunder, die nicht zu zählen sind, 10 der den Regen aufs Land gibt und Wasser kommen lässt auf die Gefilde, 11 der die Niedrigen erhöht und den Betrübten emporhilft. 12 Er macht zunichte die Pläne der Klugen, sodass ihre Hand sie nicht ausführen kann. 13 Er fängt die Weisen in ihrer Klugheit und stürzt den Rat der Verkehrten, 14 dass sie am Tage in Finsternis laufen und tappen am Mittag wie in der Nacht. 15 Er hilft dem Armen vom Schwert und den Elenden von der Hand des Mächtigen. 16 Dem Armen wird Hoffnung zuteil, und die Bosheit muss ihren Mund zuhalten. 17 Siehe, selig ist der Mensch, den Gott zurechtweist; darum widersetze dich der Zucht des Allmächtigen nicht. 18 Denn er verletzt und verbindet; er zerschlägt und seine Hand heilt. 19 In sechs Trübsalen wird er dich erretten, und in sieben wird dich kein Übel anrühren. 20 In der Hungersnot wird er dich vom Tod erlösen und im Kriege von des Schwertes Gewalt. 21 Er wird dich verbergen vor der Geißel der Zunge, dass du dich nicht fürchten musst, wenn Verderben kommt. 22 Über Verderben und Hunger wirst du lachen und dich vor den wilden Tieren im Lande nicht fürchten. 23 Denn dein Bund wird sein mit den Steinen auf dem Felde, und die wilden Tiere werden Frieden mit dir halten, 24 und du wirst erfahren, dass deine Hütte Frieden hat, und wirst deine Stätte überschauen und nichts vermissen, 25 und du wirst erfahren, dass deine Kinder sich mehren und deine Nachkommen wie das Gras auf Erden sind, 26 und du wirst im Alter zu Grabe kommen, wie Garben eingebracht werden zur rechten Zeit. 27 Siehe, das haben wir erforscht, so ist es; darauf höre und merke du dir’s.