Hiob 42:10-17 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 10 Und der HERR wandte das Geschick Hiobs, als er für seine Freunde Fürbitte tat. Und der HERR gab Hiob doppelt so viel, wie er gehabt hatte. 11 Und es kamen zu ihm alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle, die ihn früher gekannt hatten, und aßen mit ihm in seinem Hause und sprachen ihm zu und trösteten ihn über alles Unglück, das der HERR über ihn hatte kommen lassen. Und ein jeder gab ihm ein Goldstück und einen goldenen Ring. 12 Und der HERR segnete Hiob fortan mehr als einst, sodass er vierzehntausend Schafe kriegte und sechstausend Kamele und tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen. 13 Und er bekam sieben Söhne und drei Töchter 14 und nannte die erste Jemima, die zweite Kezia und die dritte Keren-Happuch. 15 Und es gab keine so schönen Frauen im ganzen Lande wie die Töchter Hiobs. Und ihr Vater gab ihnen Erbteil unter ihren Brüdern. 16 Und Hiob lebte danach hundertundvierzig Jahre und sah Kinder und Kindeskinder bis in das vierte Glied. 17 Und Hiob starb alt und lebenssatt.
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Hiob 42:7-9 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 7 Als nun der HERR diese Worte mit Hiob geredet hatte, sprach er zu Elifas von Teman: Mein Zorn ist entbrannt über dich und über deine beiden Freunde; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. 8 So nehmt nun sieben junge Stiere und sieben Widder und geht hin zu meinem Knecht Hiob und opfert Brandopfer für euch; aber mein Knecht Hiob soll für euch Fürbitte tun; denn ihn will ich erhören, dass ich nicht töricht an euch handle. Denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. 9 Da gingen hin Elifas von Teman, Bildad von Schuach und Zofar von Naama und taten, wie der HERR ihnen gesagt hatte. Und der HERR erhörte Hiob.
Hiob 42:1-6 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Und Hiob antwortete dem HERRN und sprach: 2 Ich erkenne, dass du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer. 3 »Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?« Darum hab ich unweise geredet, was mir zu hoch ist und ich nicht verstehe. 4 »So höre nun, lass mich reden; ich will dich fragen, lehre mich!« 5 Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. 6 Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.
Hiob 40:6-32 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 6 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wettersturm und sprach: 7 Gürte wie ein Mann deine Lenden! Ich will dich fragen; lehre mich! 8 Willst du mein Urteil zunichte machen und mich schuldig sprechen, dass du Recht behältst? 9 Hast du einen Arm wie Gott, und kannst du mit gleicher Stimme donnern wie er? 10 Schmücke dich mit Pracht und Hoheit; zieh Majestät und Herrlichkeit an! 11 Streu aus den Zorn deines Grimmes; schau an alle Hochmütigen und demütige sie! 12 Ja, schau alle Hochmütigen an und beuge sie und zertritt die Gottlosen in Grund und Boden! 13 Verscharre sie miteinander in der Erde, und versenke sie ins Verborgene, 14 so will auch ich dich preisen, dass dir deine rechte Hand helfen kann. 15 Siehe da den Behemot, den ich geschaffen habe wie auch dich! Er frisst Gras wie ein Rind. 16 Siehe, welch eine Kraft ist in seinen Lenden und welch eine Stärke in den Muskeln seines Bauchs! 17 Sein Schwanz streckt sich wie eine Zeder; die Sehnen seiner Schenkel sind dicht geflochten. 18 Seine Knochen sind wie eherne Röhren, seine Gebeine wie eiserne Stäbe. 19 Er ist das erste der Werke Gottes; der ihn gemacht hat, gab ihm sein Schwert. 20 Die Berge tragen Futter für ihn, und alle wilden Tiere spielen dort. 21 Er liegt unter Lotosbüschen, im Rohr und im Schlamm verborgen. 22 Lotosbüsche bedecken ihn mit Schatten, und die Bachweiden umgeben ihn. 23 Siehe, der Strom schwillt gewaltig an: er dünkt sich sicher, auch wenn ihm der Jordan ins Maul dringt. 24 Kann man ihn fangen Auge in Auge und ihm einen Strick durch seine Nase ziehen? 25 Kannst du den Leviatan fangen mit der Angel und seine Zunge mit einer Fangschnur fassen? 26 Kannst du ihm ein Binsenseil an die Nase legen und mit einem Haken ihm die Backen durchbohren? 27 Meinst du, er wird dich lang um Gnade bitten oder dir süße Worte geben? 28 Meinst du, er wird einen Bund mit dir schließen, dass du ihn für immer zum Knecht bekommst? 29 Kannst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel oder ihn für deine Mädchen anbinden? 30 Meinst du, die Zunftgenossen werden um ihn feilschen und die Händler ihn verteilen? 31 Kannst du mit Spießen spicken seine Haut und mit Fischerhaken seinen Kopf? 32 Lege deine Hand an ihn! An den Kampf wirst du denken und es nicht wieder tun!
Hiob 41 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Siehe, jede Hoffnung wird an ihm zuschanden; schon wenn einer ihn sieht, stürzt er zu Boden. 2 Niemand ist so kühn, dass er ihn zu reizen wagt. – Wer ist denn, der vor mir bestehen könnte? 3 Wer kann mir entgegentreten und ich lasse ihn unversehrt? Unter dem ganzen Himmel ist keiner! 4 Ich will nicht schweigen von seinen Gliedern, wie groß, wie mächtig und wohlgeschaffen er ist. 5 Wer kann ihm den Panzer ausziehen, und wer darf es wagen, ihm zwischen die Zähne zu greifen? 6 Wer kann die Tore seines Rachens auftun? Um seine Zähne herum herrscht Schrecken. 7 Stolz stehen sie wie Reihen von Schilden, geschlossen und eng aneinander gefügt. 8 Einer reiht sich an den andern, dass nicht ein Lufthauch hindurchgeht. 9 Es haftet einer am andern, sie schließen sich zusammen und lassen sich nicht trennen. 10 Sein Niesen lässt Licht aufleuchten; seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte. 11 Aus seinem Rachen fahren Fackeln, und feurige Funken schießen heraus. 12 Aus seinen Nüstern fährt Rauch wie von einem siedenden Kessel und Binsenfeuer. 13 Sein Odem ist wie lichte Lohe, und aus seinem Rachen schlagen Flammen. 14 Auf seinem Nacken wohnt die Stärke, und vor ihm her tanzt die Angst. 15 Die Wampen seines Fleisches haften an ihm, fest angegossen, ohne sich zu bewegen. 16 Sein Herz ist so hart wie ein Stein und so fest wie der untere Mühlstein. 17 Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Starken, und vor Schrecken wissen sie nicht aus noch ein. 18 Trifft man ihn mit dem Schwert, so richtet es nichts aus, auch nicht Spieß, Geschoss und Speer. 19 Er achtet Eisen wie Stroh und Erz wie faules Holz. 20 Kein Pfeil wird ihn verjagen; die Schleudersteine sind ihm wie Spreu. 21 Die Keule achtet er wie einen Strohhalm; er spottet der sausenden Lanze. 22 Unter seinem Bauch sind scharfe Spitzen; er fährt wie ein Dreschschlitten über den Schlamm. 23 Er macht, dass die Tiefe brodelt wie ein Topf, und rührt das Meer um, wie man Salbe mischt. 24 Er lässt hinter sich eine leuchtende Bahn; man denkt, die Flut sei Silberhaar. 25 Auf Erden ist nicht seinesgleichen; er ist ein Geschöpf ohne Furcht. 26 Er sieht allem ins Auge, was hoch ist; er ist König über alle stolzen Tiere.
Hiob 40:1-5 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Und der HERR antwortete Hiob und sprach: 2 Wer mit dem Allmächtigen rechtet, kann der ihm etwas vorschreiben? Wer Gott zurechtweist, der antworte! 3 Hiob aber antwortete dem HERRN und sprach: 4 Siehe, ich bin zu gering, was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen. 5 Einmal hab ich geredet und will nicht mehr antworten, ein zweites Mal geredet und will’s nicht wieder tun.
Hiob 38 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wettersturm und sprach: 2 Wer ist’s, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand? 3 Gürte deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, lehre mich! 4 Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir’s, wenn du so klug bist! 5 Weißt du, wer ihr das Maß gesetzt hat oder wer über sie die Richtschnur gezogen hat? 6 Worauf sind ihre Pfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, 7 als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne? 8 Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach wie aus dem Mutterschoß, 9 als ich’s mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln, 10 als ich ihm seine Grenze bestimmte mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Tore 11 und sprach: » Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen! «? 12 Hast du zu deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gezeigt, 13 damit sie die Ecken der Erde fasste und die Gottlosen herausgeschüttelt würden? 14 Sie wandelt sich wie Ton unter dem Siegel und färbt sich bunt wie ein Kleid. 15 Und den Gottlosen wird ihr Licht genommen und der erhobene Arm zerbrochen werden. 16 Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen und auf dem Grund der Tiefe gewandelt? 17 Haben sich dir des Todes Tore je aufgetan, oder hast du gesehen die Tore der Finsternis? 18 Hast du erkannt, wie breit die Erde ist? Sage an, weißt du das alles? 19 Welches ist der Weg dahin, wo das Licht wohnt, und welches ist die Stätte der Finsternis, 20 dass du sie zu ihrem Gebiet bringen könntest und kennen die Pfade zu ihrem Hause? 21 Du weißt es ja, denn zu der Zeit wurdest du geboren, und deine Tage sind sehr viel! 22 Bist du gewesen, wo der Schnee herkommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel herkommt, 23 die ich verwahrt habe für die Zeit der Trübsal und für den Tag des Streites und Krieges? 24 Welches ist der Weg dahin, wo das Licht sich teilt und der Ostwind hinfährt über die Erde? 25 Wer hat dem Platzregen seine Bahn gebrochen und den Weg dem Blitz und Donner, 26 dass es regnet aufs Land, wo niemand ist, in der Wüste, wo kein Mensch ist, 27 damit Einöde und Wildnis gesättigt werden und das Gras wächst? 28 Wer ist des Regens Vater? Wer hat die Tropfen des Taus gezeugt? 29 Aus wessen Schoß geht das Eis hervor, und wer hat den Reif unter dem Himmel gezeugt, 30 dass Wasser sich zusammenzieht wie Stein und der Wasserspiegel gefriert? 31 Kannst du die Bande des Siebengestirns zusammenbinden oder den Gürtel des Orion auflösen? 32 Kannst du die Sterne des Tierkreises aufgehen lassen zur rechten Zeit oder die Bärin samt ihren Jungen heraufführen? 33 Weißt du des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde? 34 Kannst du deine Stimme zu der Wolke erheben, damit dich die Menge des Wassers überströme? 35 Kannst du die Blitze aussenden, dass sie hinfahren und sprechen zu dir: »Hier sind wir«? 36 Wer gibt die Weisheit in das Verborgene? Wer gibt verständige Gedanken? 37 Wer ist so weise, dass er die Wolken zählen könnte? Wer kann die Wasserschläuche am Himmel ausschütten, 38 wenn der Erdboden hart wird, als sei er gegossen, und die Schollen fest aneinander kleben? 39 Kannst du der Löwin ihren Raub zu jagen geben und die jungen Löwen sättigen, 40 wenn sie sich legen in ihren Höhlen und lauern in ihrem Versteck? 41 Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irrefliegen, weil sie nichts zu essen haben?
Hiob 39 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Weißt du die Zeit, wann die Gämsen gebären, oder hast du aufgemerkt, wann die Hirschkühe kreißen? 2 Zählst du die Monde, die sie erfüllen müssen, oder weißt du die Zeit, wann sie gebären? 3 Sie kauern sich nieder, werfen ihre Jungen und werden los ihre Wehen. 4 Ihre Jungen werden stark und groß im Freien und gehen davon und kommen nicht wieder zu ihnen. 5 Wer hat dem Wildesel die Freiheit gegeben, wer hat die Bande des Flüchtigen gelöst, 6 dem ich die Steppe zum Hause gegeben habe und die Salzwüste zur Wohnung? 7 Er verlacht das Lärmen der Stadt, die Schreie des Treibers hört er nicht; 8 er durchstreift die Berge, wo seine Weide ist, und sucht, wo es grün ist. 9 Meinst du, der Wildstier wird dir dienen wollen und wird bleiben an deiner Krippe? 10 Kannst du ihm das Seil anknüpfen, um Furchen zu machen, oder wird er hinter dir in den Tälern den Pflug ziehen? 11 Kannst du dich auf ihn verlassen, weil er so stark ist, und überlässt du ihm, was du erarbeitet hast? 12 Kannst du ihm trauen, dass er dein Korn einbringt und in deine Scheune sammelt? 13 Der Fittich der Straußin hebt sich fröhlich; aber ist’s ein Gefieder, das sorgsam birgt? 14 Lässt sie doch ihre Eier auf der Erde liegen zum Ausbrüten auf dem Boden 15 und vergisst, dass ein Fuß sie zertreten und ein wildes Tier sie zerbrechen kann! 16 Sie ist so hart gegen ihre Jungen, als wären es nicht ihre; es kümmert sie nicht, dass ihre Mühe umsonst war. 17 Denn Gott hat ihr die Weisheit versagt und hat ihr keinen Verstand zugeteilt. 18 Doch wenn sie aufgescheucht wird, verlacht sie Ross und Reiter. 19 Kannst du dem Ross Kräfte geben oder seinen Hals zieren mit einer Mähne? 20 Kannst du es springen lassen wie die Heuschrecken? Schrecklich ist sein prächtiges Schnauben. 21 Es stampft auf den Boden und freut sich, mit Kraft zieht es aus, den Geharnischten entgegen. 22 Es spottet der Furcht und erschrickt nicht und flieht nicht vor dem Schwert. 23 Auf ihm klirrt der Köcher und glänzen Spieß und Lanze. 24 Mit Donnern und Tosen fliegt es über die Erde dahin und lässt sich nicht halten beim Schall der Trompete. 25 Sooft die Trompete erklingt, wiehert es »Hui!« und wittert den Kampf von ferne, das Rufen der Fürsten und Kriegsgeschrei. 26 Fliegt der Falke empor dank deiner Einsicht und breitet seine Flügel aus, dem Süden zu? 27 Fliegt der Adler auf deinen Befehl so hoch und baut sein Nest in der Höhe? 28 Auf Felsen wohnt er und nächtigt auf Zacken der Felsen und steilen Klippen. 29 Von dort schaut er aus nach Beute, und seine Augen sehen sie von ferne. 30 Seine Jungen gieren nach Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist er.
Hiob 36 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Elihu hob noch einmal an und sprach: 2 Warte noch ein wenig, ich will dich lehren; denn ich habe noch etwas für Gott zu sagen. 3 Ich will mein Wissen weit herholen und meinem Schöpfer Recht verschaffen. 4 Meine Reden sind wahrlich nicht falsch; vor dir steht einer, der es wirklich weiß. 5 Siehe, Gott ist mächtig und verwirft niemand; er ist mächtig an Kraft des Herzens. 6 Den Gottlosen erhält er nicht am Leben, sondern hilft dem Elenden zum Recht. 7 Er wendet seine Augen nicht von dem Gerechten, sondern mit Königen auf dem Thron lässt er sie sitzen immerdar, dass sie groß werden. 8 Und wenn sie gefangen liegen in Ketten und elend, gebunden mit Stricken, 9 so hält er ihnen vor, was sie getan haben, und ihre Sünden, dass sie sich überhoben haben, 10 und öffnet ihnen das Ohr zur Warnung und sagt ihnen, dass sie sich von dem Unrecht bekehren sollen. 11 Gehorchen sie und dienen ihm, so werden sie bei guten Tagen alt werden und glücklich leben. 12 Gehorchen sie nicht, so werden sie dahinfahren durch des Todes Geschoss und vergehen in Unverstand. 13 Die Ruchlosen verhärten sich im Zorn. Sie flehen nicht, auch wenn er sie gefangen legt; 14 so wird ihre Seele in der Jugend sterben und ihr Leben unter den Hurern im Tempel. 15 Aber den Elenden wird er durch sein Elend erretten und ihm das Ohr öffnen durch Trübsal. 16 So reißt er auch dich aus dem Rachen der Angst in einen weiten Raum, wo keine Bedrängnis mehr ist; und an deinem Tische, voll von allem Guten, wirst du Ruhe haben. 17 Wenn du aber richtest wie ein Gottloser, so halten dich Gericht und Recht fest. 18 Sieh zu, dass nicht dein Zorn dich verlockt oder die Menge des Lösegeldes dich verleitet. 19 Wird dein Geschrei dich aus der Not bringen oder alle kräftigen Anstrengungen? 20 Sehne dich nicht nach der Nacht, die Völker wegnimmt von ihrer Stätte! 21 Hüte dich und kehre dich nicht zum Unrecht, denn Unrecht wählst du lieber als Elend! 22 Siehe, Gott ist groß in seiner Kraft; wo ist ein Lehrer, wie er ist? 23 Wer will ihm weisen seinen Weg, und wer will zu ihm sagen: »Du tust Unrecht«? 24 Denk daran, dass du sein Werk preisest, von dem die Menschen singen. 25 Denn alle Menschen schauen danach aus, aber sie sehen’s nur von ferne. 26 Siehe, Gott ist groß und unbegreiflich; die Zahl seiner Jahre kann niemand erforschen. 27 Er zieht empor die Wassertropfen und treibt seine Wolken zusammen zum Regen, 28 dass die Wolken überfließen und Regen senden auf die Menge der Menschen. 29 Wer versteht, wie er die Wolken türmt und donnern lässt aus seinem Gezelt? 30 Siehe, er breitet sein Licht um sich und bedeckt alle Tiefen des Meeres. 31 Denn damit regiert er die Völker und gibt Speise die Fülle. 32 Er bedeckt seine Hände mit Blitzen und bietet sie auf gegen den, der ihn angreift. 33 Ihn kündet an sein Donnern, wenn er mit Zorn eifert gegen den Frevel.
Hiob 37 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Darüber entsetzt sich mein Herz und fährt bebend hoch. 2 O hört doch, wie sein Donner rollt und was für Gedröhn aus seinem Munde geht! 3 Er lässt ihn hinfahren unter dem ganzen Himmel und seinen Blitz über die Enden der Erde. 4 Ihm nach brüllt der Donner, und er donnert mit seinem großen Schall; und wenn sein Donner gehört wird, hält er die Blitze nicht zurück. 5 Gott donnert mit seinem Donner wunderbar und tut große Dinge, die wir nicht begreifen. 6 Er spricht zum Schnee: »Falle zur Erde!«, und zum Platzregen, so ist der Platzregen da mit Macht. 7 So legt er alle Menschen unter Siegel, dass die Leute erkennen, was er tun kann. 8 Die wilden Tiere gehen in die Höhle und legen sich auf ihr Lager. 9 Aus seinen Kammern kommt der Sturm und von Norden her die Kälte. 10 Vom Odem Gottes kommt Eis, und die weiten Wasser liegen erstarrt. 11 Die Wolken beschwert er mit Wasser, und aus der Wolke bricht sein Blitz. 12 Er kehrt die Wolken, wohin er will, dass sie alles tun, was er ihnen gebietet auf dem Erdkreis: 13 Zur Züchtigung für ein Land oder zum Segen lässt er sie kommen. 14 Das vernimm, Hiob, steh still und merke auf die Wunder Gottes! 15 Weißt du, wie Gott ihnen Weisung gibt und wie er das Licht aus seinen Wolken hervorbrechen lässt? 16 Weißt du, wie die Wolken schweben, die Wunder des Allwissenden? 17 Du, dem schon die Kleider heiß werden, wenn das Land still liegt unterm Südwind, 18 kannst du gleich ihm die Wolkendecke ausbreiten, die fest ist wie ein gegossener Spiegel? 19 Zeige uns, was wir ihm sagen sollen; denn wir können nichts vorbringen vor Finsternis. 20 Wenn jemand redet, muss es ihm gesagt werden? Hat je ein Mensch gesagt, er wolle vernichtet werden? 21 Eben sah man das Licht nicht, das hinter den Wolken hell leuchtet; als aber der Wind daherfuhr, da wurde es klar. 22 Von Norden kommt goldener Schein; um Gott her ist schrecklicher Glanz. 23 Den Allmächtigen erreichen wir nicht, der so groß ist an Kraft und reich an Gerechtigkeit. Das Recht beugt er nicht. 24 Darum sollen ihn die Menschen fürchten, und er sieht keinen an, wie weise sie auch sind.
Hiob 35 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Und Elihu hob an und sprach: 2 Hältst du das für recht, nennst du das »meine Gerechtigkeit vor Gott«, 3 dass du sprichst: »Was nützt sie mir? Was habe ich davon, dass ich nicht sündige?« 4 Ich will dir antworten ein Wort und deinen Freunden mit dir. 5 Schau gen Himmel und sieh; und schau die Wolken an hoch über dir! 6 Sündigst du, was kannst du ihm schaden? Und wenn deine Missetaten viel sind, was kannst du ihm tun? 7 Und wenn du gerecht wärst, was kannst du ihm geben, oder was wird er von deinen Händen nehmen? 8 Nur einem Menschen wie dir kann deine Bosheit etwas tun und einem Menschenkind deine Gerechtigkeit. 9 Man schreit, dass viel Gewalt geschieht, und ruft um Hilfe vor dem Arm der Großen; 10 aber man fragt nicht: »Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Lobgesänge gibt in der Nacht, 11 der uns klüger macht als die Tiere auf Erden und weiser als die Vögel unter dem Himmel?« 12 Da schreien sie über den Hochmut der Bösen, doch er erhört sie nicht. 13 Denn Gott wird Nichtiges nicht erhören, und der Allmächtige wird es nicht ansehen. 14 Nun gar, wenn du sprichst, du könntest ihn nicht sehen – der Rechtsstreit liegt ihm vor, harre nur seiner! 15 Aber nun, da sein Zorn nicht heimsucht und er sich um Frevel nicht viel kümmert, 16 sperrt Hiob seinen Mund auf um nichts und hält stolze Reden mit Unverstand.
Hiob 34 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Und Elihu hob an und sprach: 2 Höret, ihr Weisen, meine Rede, und ihr Verständigen, merkt auf mich! 3 Denn das Ohr prüft die Rede, wie der Gaumen die Speise schmeckt. 4 Lasst uns ein Urteil finden, dass wir miteinander erkennen, was gut ist. 5 Denn Hiob hat gesagt: »Ich bin gerecht, doch Gott verweigert mir mein Recht; 6 ich soll lügen, obwohl ich Recht habe, und mich quält der Pfeil, der mich traf, obwohl ich doch ohne Schuld bin.« 7 Wo ist so ein Mann wie Hiob, der Hohn trinkt wie Wasser 8 und auf dem Wege geht mit den Übeltätern und wandelt mit den gottlosen Leuten? 9 Denn er hat gesagt: »Es nützt dem Menschen nichts, wenn er Gottes Wohlgefallen sucht.« 10 Darum hört mir zu, ihr weisen Männer: Es sei ferne, dass Gott sollte gottlos handeln und der Allmächtige ungerecht; 11 sondern er vergilt dem Menschen, wie er verdient hat, und trifft einen jeden nach seinem Tun. 12 Ohne Zweifel, Gott tut niemals Unrecht, und der Allmächtige beugt das Recht nicht. 13 Wer hat ihm die Erde anvertraut? Und wer hat den ganzen Erdkreis hingestellt? 14 Wenn er nur an sich dächte, seinen Geist und Odem an sich zöge, 15 so würde alles Fleisch miteinander vergehen, und der Mensch würde wieder zu Staub werden. 16 Hast du nun Verstand, so höre das und merke auf die Stimme meiner Reden! 17 Kann denn regieren, wer das Recht hasst? Oder willst du den verdammen, der gerecht und allmächtig ist, 18 der zum König sagt: »Du heilloser Mann«, und zu den Fürsten: »Ihr Gottlosen«, 19 der nicht ansieht die Person der Fürsten und achtet den Vornehmen nicht mehr als den Armen? Denn sie sind alle seiner Hände Werk. 20 Plötzlich müssen die Leute sterben und zu Mitternacht erschrecken und vergehen; die Mächtigen werden weggenommen ohne Menschenhand. 21 Denn seine Augen sehen auf eines jeden Weg, und er schaut auf alle ihre Schritte. 22 Es gibt keine Finsternis und kein Dunkel, wo sich verbergen könnten die Übeltäter. 23 Denn es wird niemand gesagt, wann er vor Gott zum Gericht erscheinen muss. 24 Er bringt die Stolzen um, ohne sie erst zu verhören, und stellt andere an ihre Stelle; 25 denn er kennt ihre Werke und er stürzt sie des Nachts, dass sie zerschlagen werden. 26 Er urteilt sie ab wie die Gottlosen an einem Ort, wo viele es sehen, 27 weil sie von ihm gewichen sind und verstanden keinen seiner Wege, 28 sodass das Schreien der Armen vor ihn kommen musste und er das Schreien der Elenden hörte. 29 – Wenn er sich aber ruhig hält, wer will ihn verdammen? Und wenn er das Antlitz verbirgt, wer kann ihn schauen unter allen Völkern und Leuten? – 30 So lässt er denn nicht einen Gottlosen regieren, der ein Fallstrick ist für das Volk. 31 Wenn einer zu Gott sagt: »Ich hab’s getragen, ich will kein Unrecht mehr tun; 32 was ich nicht sehe, das lehre du mich; hab ich unrecht gehandelt, ich will’s nicht mehr tun«, 33 soll er dann nach deinem Sinn vergelten, weil du ja widerrufen hast? Denn du hast zu wählen und nicht ich, und was du erkannt, sage an! 34 Verständige Leute werden zu mir sagen und ein weiser Mann, der mir zuhört: 35 »Hiob redet mit Unverstand, und seine Worte sind nicht klug.« 36 Oh, Hiob sollte bis zum Äußersten geprüft werden, weil er Antworten gibt wie freche Sünder. 37 Denn zu seiner Sünde fügt er noch Frevel hinzu. Er treibt Spott unter uns und macht viele Worte wider Gott.
Hiob 32 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Da hörten die drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er sich für gerecht hielt. 2 Aber Elihu, der Sohn Barachels des Busiters, aus dem Geschlecht Ram, ward zornig. Er ward zornig über Hiob, weil er sich selber für gerechter hielt als Gott. 3 Auch ward er zornig über seine drei Freunde, weil sie keine Antwort fanden und doch Hiob verdammten. 4 Elihu aber hatte gewartet, bis sie mit Hiob geredet hatten, weil sie älter waren als er. 5 Als Elihu nun sah, dass keine Antwort war im Munde der drei Männer, ward er zornig. 6 Und Elihu, der Sohn Barachels des Busiters, hob an und sprach: Ich bin jung an Jahren, ihr aber seid alt; darum hab ich mich gescheut und gefürchtet, mein Wissen euch kundzutun. 7 Ich dachte: Lass das Alter reden, und die Menge der Jahre lass Weisheit beweisen. 8 Aber der Geist ist es in den Menschen und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. 9 Die Betagten sind nicht die Weisesten, und die Alten verstehen nicht, was das Rechte ist. 10 Darum sage ich: Hört mir zu; auch ich will mein Wissen kundtun. 11 Siehe, ich habe gewartet, bis ihr geredet hattet; ich habe aufgemerkt auf eure Einsicht, bis ihr die rechten Worte treffen würdet, 12 und habe Acht gehabt auf euch; aber siehe, da war keiner unter euch, der Hiob zurechtwies oder seiner Rede antwortete. 13 Sagt nur nicht: »Wir haben Weisheit gefunden; Gott muss ihn schlagen und nicht ein Mensch.« 14 Mich haben seine Worte nicht getroffen, und mit euren Reden will ich ihm nicht antworten. 15 Ach! Betroffen stehen sie da und können nicht mehr antworten; sie wissen nichts mehr zu sagen. 16 Und da soll ich warten, weil sie nicht mehr reden, weil sie dastehen und nicht mehr antworten? 17 Auch ich will mein Teil antworten und will mein Wissen kundtun! 18 Denn ich bin voll von Worten, weil mich der Geist in meinem Inneren bedrängt. 19 Siehe, mein Inneres ist wie der Most, den man nicht herauslässt und der die neuen Schläuche zerreißt. 20 Ich muss reden, dass ich mir Luft mache, ich muss meine Lippen auftun und antworten. 21 Vor mir soll kein Ansehen der Person gelten, und ich will keinem Menschen schmeicheln. 22 Denn ich weiß nicht zu schmeicheln; sonst würde mich mein Schöpfer bald dahinraffen.
Hiob 33 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Höre doch, Hiob, meine Rede und merke auf alle meine Worte! 2 Siehe, ich tue meinen Mund auf, und meine Zunge redet in meinem Munde. 3 Mein Herz spricht aufrichtige Worte, und meine Lippen reden lautere Erkenntnis. 4 Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben. 5 Kannst du, so antworte mir; rüste dich gegen mich und stelle dich. 6 Siehe, vor Gott bin ich wie du, und aus Erde bin auch ich gemacht. 7 Siehe, du brauchst vor mir nicht zu erschrecken, und mein Drängen soll nicht auf dir lasten. 8 Du hast geredet vor meinen Ohren, den Ton deiner Reden höre ich noch: 9 »Ich bin rein, ohne Missetat, unschuldig und habe keine Sünde. 10 Siehe, Gott erfindet Vorwürfe wider mich, er betrachtet mich als seinen Feind; 11 er hat meine Füße in den Block gelegt und hat Acht auf alle meine Wege.« 12 Siehe, darin hast du nicht Recht, muss ich dir antworten; denn Gott ist mehr als ein Mensch. 13 Warum willst du mit ihm hadern, weil er auf Menschenworte nicht Antwort gibt? 14 Denn auf eine Weise redet Gott und auf eine zweite; nur beachtet man’s nicht. 15 Im Traum, im Nachtgesicht, wenn der Schlaf auf die Menschen fällt, wenn sie schlafen auf dem Bett, 16 da öffnet er das Ohr der Menschen und schreckt sie auf und warnt sie, 17 damit er den Menschen von seinem Vorhaben abwende und von ihm die Hoffart tilge 18 und bewahre seine Seele vor dem Verderben und sein Leben vor des Todes Geschoss. 19 Auch warnt er ihn durch Schmerzen auf seinem Bett und durch heftigen Kampf in seinen Gliedern 20 und richtet ihm sein Leben so zu, dass ihm vor der Speise ekelt, und seine Seele, dass sie nicht Lust hat zu essen. 21 Sein Fleisch schwindet dahin, dass man’s nicht ansehen kann, und seine Knochen stehen heraus, dass man lieber wegsieht; 22 so nähert er sich der Grube und sein Leben den Toten. 23 Kommt dann zu ihm ein Engel, ein Mittler, einer aus tausend, kundzutun dem Menschen, was für ihn recht ist, 24 so wird er ihm gnädig sein und sagen: »Erlöse ihn, dass er nicht hinunterfahre zu den Toten; denn ich habe ein Lösegeld gefunden. 25 Sein Fleisch blühe wieder wie in der Jugend, und er soll wieder jung werden.« 26 Er wird Gott bitten und der wird ihm Gnade erweisen und wird ihn sein Antlitz sehen lassen mit Freuden und wird dem Menschen seine Gerechtigkeit zurückgeben. 27 Er wird vor den Leuten lobsingen und sagen: »Ich hatte gesündigt und das Recht verkehrt, aber es ist mir nicht vergolten worden. 28 Gott hat mich erlöst, dass ich nicht hinfahre zu den Toten, sondern mein Leben das Licht sieht.« 29 Siehe, das alles tut Gott zwei- oder dreimal mit einem jeden, 30 dass er sein Leben zurückhole von den Toten und erleuchte ihn mit dem Licht der Lebendigen. 31 Merk auf, Hiob, und höre mir zu und schweige, damit ich reden kann! 32 Hast du aber etwas zu sagen, so antworte mir. Sage an, ich will dir gern Recht geben! 33 Hast du aber nichts, so höre mir zu und schweige; ich will dich Weisheit lehren.
Hiob 31 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Ich hatte einen Bund gemacht mit meinen Augen, dass ich nicht lüstern blickte auf eine Jungfrau. 2 Was gäbe sonst mir Gott als Teil von oben und was für ein Erbe der Allmächtige aus der Höhe? 3 Wäre es nicht Verderben für den Ungerechten und Unglück für den Übeltäter? 4 Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte? 5 Bin ich gewandelt in Falschheit, oder ist mein Fuß geeilt zum Betrug? 6 Gott möge mich wiegen auf rechter Waage, so wird er erkennen meine Unschuld! 7 Ist mein Gang gewichen vom Wege und mein Herz meinen Augen nachgefolgt und blieb etwas hängen an meinen Händen, 8 so will ich säen, aber ein anderer soll es essen, und was mir gewachsen ist, soll entwurzelt werden. 9 Hat sich mein Herz betören lassen um einer Frau willen und hab ich an meines Nächsten Tür gelauert, 10 so soll meine Frau einem andern mahlen, und andere sollen sich über sie beugen. 11 Denn das ist eine Schandtat und eine Schuld, die vor die Richter gehört. 12 Ja, das ist ein Feuer, das bis in den Abgrund frisst und all meine Habe bis auf die Wurzel vernichtet. 13 Hab ich missachtet das Recht meines Knechts oder meiner Magd, wenn sie eine Sache wider mich hatten, 14 was wollte ich tun, wenn Gott sich erhebt, und was würde ich antworten, wenn er nachforscht? 15 Hat nicht auch ihn erschaffen, der mich im Mutterleibe schuf, hat nicht der Eine uns im Mutterschoß bereitet? 16 Hab ich den Bedürftigen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe verschmachten lassen? 17 Hab ich meinen Bissen allein gegessen, und hat nicht die Waise auch davon gegessen? 18 Nein, ich habe sie von Jugend auf gehalten wie ein Vater, und ich habe sie von Mutterleib an geleitet. 19 Hab ich zugesehen, wie jemand ohne Kleid verkommen ist, und den Armen ohne Decke gehen lassen? 20 Hat er mich nicht gesegnet, wenn er von der Wolle meiner Lämmer erwärmt wurde? 21 Hab ich meine Hand gegen eine Waise erhoben, weil ich sah, dass ich im Tor Helfer hatte, 22 so falle meine Schulter vom Nacken und mein Arm breche aus dem Gelenk! 23 Denn ich müsste Gottes Strafe über mich fürchten und könnte seine Hoheit nicht ertragen. 24 Hab ich das Gold zu meiner Zuversicht gemacht und zum Feingold gesagt: »Mein Trost«? 25 Hab ich mich gefreut, dass ich großes Gut besaß und meine Hand so viel erworben hatte? 26 Hab ich das Licht angesehen, wenn es hell leuchtete, und den Mond, wenn er herrlich dahinzog, 27 dass mich mein Herz heimlich betört hätte, ihnen Küsse zuzuwerfen mit meiner Hand? 28 Das wäre auch eine Missetat, die vor die Richter gehört; denn damit hätte ich verleugnet Gott in der Höhe. 29 Hab ich mich gefreut, wenn’s meinem Feinde übel ging, und mich erhoben, weil ihn Unglück getroffen hatte? 30 Nein, ich ließ meinen Mund nicht sündigen, dass ich verwünschte mit einem Fluch seine Seele. 31 Haben nicht die Männer in meinem Zelt sagen müssen: »Wo ist einer, der nicht satt geworden wäre von seinem Fleisch?« 32 Kein Fremder durfte draußen zur Nacht bleiben, sondern meine Tür tat ich dem Wanderer auf. 33 Hab ich meine Übertretungen, wie Menschen tun, zugedeckt, um heimlich meine Schuld zu verbergen, 34 weil ich mir grauen ließ vor der großen Menge und die Verachtung der Sippen mich abgeschreckt hat, sodass ich still blieb und nicht zur Tür hinausging? 38 Hat mein Acker wider mich geschrien und haben miteinander seine Furchen geweint, 39 hab ich seine Früchte unbezahlt gegessen und seinen Ackerleuten das Leben sauer gemacht, 40a so sollen mir Disteln wachsen statt Weizen und Unkraut statt Gerste.35 O hätte ich einen, der mich anhört – hier meine Unterschrift! Der Allmächtige antworte mir! –, oder die Schrift, die mein Verkläger geschrieben!36 Wahrlich, dann wollte ich sie auf meine Schulter nehmen und wie eine Krone tragen.37 Ich wollte alle meine Schritte ihm ansagen und wie ein Fürst ihm nahen. 40b Die Worte Hiobs haben ein Ende.
Hiob 30 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Jetzt aber verlachen mich, die jünger sind als ich, deren Väter ich nicht wert geachtet hätte, sie zu meinen Hunden bei der Herde zu stellen, 2 deren Stärke ich für nichts hielt, denen die Kraft dahinschwand; 3 die vor Hunger und Mangel erschöpft sind, die das dürre Land abnagen, die Wüste und Einöde; 4 die da Melde sammeln bei den Büschen, und Ginsterwurzel ist ihre Speise. 5 Aus der Menschen Mitte werden sie weggetrieben; man schreit ihnen nach wie einem Dieb; 6 an den Hängen der Täler wohnen sie, in den Löchern der Erde und in Steinklüften; 7 zwischen den Büschen schreien sie, und unter den Disteln sammeln sie sich – 8 gottloses Volk und Leute ohne Namen, die man aus dem Lande weggejagt hatte. 9 Jetzt bin ich ihr Spottlied geworden und muss ihnen zum Gerede dienen. 10 Sie verabscheuen mich und halten sich ferne von mir und scheuen sich nicht, vor meinem Angesicht auszuspeien. 11 Er hat mein Seil gelöst und mich gedemütigt und den Zaum weggetan, an dem er mich hielt. 12 Zur Rechten hat sich eine Schar gegen mich erhoben, sie haben meinen Fuß weggestoßen und haben gegen mich Wege angelegt, mich zu verderben. 13 Sie haben meine Pfade aufgerissen, zu meinem Fall helfen sie; keiner gebietet ihnen Einhalt. 14 Sie kommen wie durch eine breite Bresche herein, wälzen sich unter den Trümmern heran. 15 Schrecken hat sich gegen mich gekehrt und hat verjagt wie der Wind meine Herrlichkeit, und wie eine Wolke zog mein Glück vorbei. 16 Jetzt aber zerfließt meine Seele in mir, und Tage des Elends haben mich ergriffen. 17 Des Nachts bohrt es in meinem Gebein, und die Schmerzen, die an mir nagen, schlafen nicht. 18 Mit aller Gewalt wird mein Kleid entstellt, wie der Kragen meines Hemdes würgt es mich. 19 Man hat mich in den Dreck geworfen, dass ich gleich bin dem Staub und der Asche. 20 Ich schreie zu dir, aber du antwortest mir nicht; ich stehe da, aber du achtest nicht auf mich. 21 Du hast dich mir verwandelt in einen Grausamen und streitest gegen mich mit der Stärke deiner Hand. 22 Du hebst mich auf und lässt mich auf dem Winde dahinfahren und vergehen im Sturm. 23 Denn ich weiß, du wirst mich zum Tod gehen lassen, zum Haus, da alle Lebendigen zusammenkommen. 24 Aber wird man nicht die Hand ausstrecken unter Trümmern und nicht schreien in der Not? 25 Ich weinte ja über die harte Zeit, und meine Seele grämte sich über das Elend. 26 Ich wartete auf das Gute, und es kam das Böse; ich hoffte auf Licht, und es kam Finsternis. 27 In mir kocht es und hört nicht auf; mich haben überfallen Tage des Elends. 28 Ich gehe schwarz einher, doch nicht von der Sonne; ich stehe auf in der Gemeinde und schreie. 29 Ich bin ein Bruder der Schakale geworden und ein Geselle der Strauße. 30 Meine Haut ist schwarz geworden und löst sich ab von mir, und meine Gebeine sind verdorrt vor hitzigem Fieber. 31 Mein Harfenspiel ist zur Klage geworden und mein Flötenspiel zum Trauerlied.
Hiob 29 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Und Hiob hob abermals an mit seinem Spruch und sprach: 2 O dass ich wäre wie in den früheren Monden, in den Tagen, da Gott mich behütete, 3 da seine Leuchte über meinem Haupt schien und ich bei seinem Licht durch die Finsternis ging! 4 Wie war ich in der Blüte meines Lebens, als Gottes Freundschaft über meiner Hütte war, 5 als der Allmächtige noch mit mir war und meine Kinder um mich her, 6 als ich meine Tritte wusch in Milch und die Felsen Ölbäche ergossen! 7 Wenn ich ausging zum Tor der Stadt und meinen Platz auf dem Markt einnahm, 8 dann sahen mich die Jungen und verbargen sich scheu, und die Alten standen vor mir auf, 9 die Oberen hörten auf zu reden und legten ihre Hand auf ihren Mund, 10 die Fürsten hielten ihre Stimme zurück, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. 11 Denn wessen Ohr mich hörte, der pries mich glücklich, und wessen Auge mich sah, der rühmte mich. 12 Denn ich errettete den Armen, der da schrie, und die Waise, die keinen Helfer hatte. 13 Der Segen des Verlassenen kam über mich, und ich erfreute das Herz der Witwe. 14 Gerechtigkeit war mein Kleid, das ich anzog, und mein Recht war mir Mantel und Kopfbund. 15 Ich war des Blinden Auge und des Lahmen Fuß. 16 Ich war ein Vater der Armen, und der Sache des Unbekannten nahm ich mich an. 17 Ich zerbrach die Kinnbacken des Ungerechten und riss ihm den Raub aus den Zähnen. 18 Ich dachte: Ich werde in meinem Nest verscheiden und meine Tage so zahlreich machen wie Sand am Meer; 19 meine Wurzel reiche zum Wasser hin, und der Tau bleibe auf meinen Zweigen; 20 meine Ehre bleibe immer frisch bei mir, und mein Bogen sei immer stark in meiner Hand. 21 Sie hörten mir zu und schwiegen und warteten auf meinen Rat. 22 Nach meinen Worten redete niemand mehr, und meine Rede troff auf sie nieder. 23 Sie warteten auf mich wie auf den Regen und sperrten ihren Mund auf wie nach Spätregen. 24 Wenn ich ihnen zulachte, so fassten sie Vertrauen, und das Licht meines Angesichts tröstete die Trauernden. 25 Wenn ich zu ihnen kommen wollte, so musste ich obenan sitzen und thronte wie ein König unter der Schar.
Hiob 28 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Es hat das Silber seine Gänge und das Gold seinen Ort, wo man es läutert. 2 Eisen bringt man aus der Erde, und aus dem Gestein schmilzt man Kupfer. 3 Man macht der Finsternis ein Ende, und bis ins Letzte erforscht man das Gestein, das im Dunkel tief verborgen liegt. 4 Man bricht einen Schacht fern von da, wo man wohnt; vergessen, ohne Halt für den Fuß, hängen und schweben sie, fern von den Menschen. 5 Man zerwühlt wie Feuer unten die Erde, auf der doch oben das Brot wächst. 6 Man findet Saphir in ihrem Gestein, und es birgt Goldstaub. 7 Den Steig dahin hat kein Geier erkannt und kein Falkenauge gesehen. 8 Das stolze Wild hat ihn nicht betreten, und kein Löwe ist darauf gegangen. 9 Auch legt man die Hand an die Felsen und gräbt die Berge von Grund aus um. 10 Man bricht Stollen durch die Felsen, und alles, was kostbar ist, sieht das Auge. 11 Man wehrt dem Tröpfeln des Wassers und bringt, was verborgen ist, ans Licht. 12 Wo will man aber die Weisheit finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht? 13 Niemand weiß, was sie wert ist, und sie wird nicht gefunden im Lande der Lebendigen. 14 Die Tiefe spricht: »In mir ist sie nicht«; und das Meer spricht: »Bei mir ist sie auch nicht.« 15 Man kann nicht Gold für sie geben noch Silber darwägen, sie zu bezahlen. 16 Ihr gleicht nicht Gold von Ofir oder kostbarer Onyx und Saphir. 17 Gold und edles Glas kann man ihr nicht gleichachten noch sie eintauschen um güldnes Kleinod. 18 Korallen und Kristall achtet man gegen sie nicht; wer Weisheit erwirbt, hat mehr als Perlen. 19 Topas aus Kusch wird ihr nicht gleichgeschätzt, und das reinste Gold wiegt sie nicht auf. 20 Woher kommt denn die Weisheit? Und wo ist die Stätte der Einsicht? 21 Sie ist verhüllt vor den Augen aller Lebendigen, auch verborgen den Vögeln unter dem Himmel. 22 Der Abgrund und der Tod sprechen: »Wir haben mit unsern Ohren nur ein Gerücht von ihr gehört.« 23 Gott weiß den Weg zu ihr, er allein kennt ihre Stätte. 24 Denn er sieht die Enden der Erde und schaut alles, was unter dem Himmel ist. 25 Als er dem Wind sein Gewicht gegeben und dem Wasser sein Maß gesetzt, 26 als er dem Regen ein Gesetz gegeben hat und dem Blitz und Donner den Weg: 27 damals schon sah er sie und verkündigte sie, bereitete sie und ergründete sie 28 und sprach zum Menschen: Siehe, die Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und meiden das Böse, das ist Einsicht.
Hiob 26 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Hiob antwortete und sprach: 2 Wie sehr stehst du dem bei, der keine Kraft hat, hilfst du dem, der keine Stärke in den Armen hat! 3 Wie gibst du Rat dem, der keine Weisheit hat, und lehrst ihn Einsicht in Fülle! 4 Mit wessen Hilfe redest du? Und wessen Geist geht von dir aus? 5 Die Schatten drunten erbeben, das Wasser und die darin wohnen. 6 Das Totenreich ist aufgedeckt vor ihm, und der Abgrund hat keine Decke. 7 Er spannt den Norden aus über dem Leeren und hängt die Erde über das Nichts. 8 Er fasst das Wasser zusammen in seine Wolken, und die Wolken zerreißen darunter nicht. 9 Er verhüllt seinen Thron und breitet seine Wolken davor. 10 Er hat am Rande des Wassers eine Grenze gezogen, wo Licht und Finsternis sich scheiden. 11 Die Säulen des Himmels zittern und entsetzen sich vor seinem Schelten. 12 Durch seine Kraft hat er das Meer erregt, und durch seine Einsicht hat er Rahab zerschmettert. 13 Am Himmel wurde es schön durch seinen Wind, und seine Hand durchbohrte die flüchtige Schlange. 14 Siehe, das sind nur die Enden seiner Wege, und nur ein leises Wörtlein davon haben wir vernommen. Wer will aber den Donner seiner Macht verstehen?
Hiob 27 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Und Hiob fuhr fort mit seinem Spruch und sprach: 2 So wahr Gott lebt, der mir mein Recht verweigert, und der Allmächtige, der meine Seele betrübt 3 – solange noch mein Odem in mir ist und der Hauch von Gott in meiner Nase –: 4 Meine Lippen reden nichts Unrechtes, und meine Zunge sagt keinen Betrug. 5 Das sei ferne von mir, dass ich euch Recht gebe; bis mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Unschuld. 6 An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht; mein Gewissen beißt mich nicht wegen eines meiner Tage. 7 Meinem Feind soll es gehen wie dem Gottlosen und dem, der sich gegen mich auflehnt, wie dem Ungerechten. 8 Denn was ist die Hoffnung des Ruchlosen, wenn Gott mit ihm ein Ende macht und seine Seele von ihm fordert? 9 Meinst du, dass Gott sein Schreien hören wird, wenn die Angst über ihn kommt? 10 Oder kann er an dem Allmächtigen seine Lust haben und Gott allezeit anrufen? 11 Ich will euch über Gottes Tun belehren, und wie der Allmächtige gesinnt ist, will ich nicht verhehlen. 12 Siehe, ihr habt es selber gesehen; warum bringt ihr dann so unnütze Dinge vor? 13 Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe der Tyrannen, das sie vom Allmächtigen bekommen: 14 Werden seine Söhne groß, so werden sie eine Beute des Schwerts; und seine Nachkommen werden an Brot nicht satt. 15 Die ihm übrig bleiben, wird der Tod ins Grab bringen, und seine Witwen werden nicht weinen. 16 Wenn er Geld zusammenbringt wie Staub und schafft Kleider an, wie man Lehm aufhäuft, 17 so wird er’s zwar anschaffen, aber der Gerechte wird’s anziehen, und dem Unschuldigen wird das Geld zuteil. 18 Er baut sein Haus wie eine Spinne und wie ein Wächter eine Hütte macht. 19 Reich legt er sich nieder, aber wird’s nicht noch einmal tun können; tut er seine Augen auf, dann ist nichts mehr da. 20 Es wird ihn Schrecken überfallen wie Wasserfluten; des Nachts nimmt ihn der Sturmwind fort. 21 Der Ostwind wird ihn wegführen, dass er dahinfährt, und wird ihn von seinem Ort hinwegwehen. 22 Das wird er über ihn bringen und ihn nicht schonen; vor seiner Gewalt muss er immer wieder fliehen. 23 Man wird über ihn mit den Händen klatschen und über ihn zischen, wo er gewesen ist.
Hiob 25 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Da antwortete Bildad von Schuach und sprach: 2 Herrschaft und Schrecken ist bei ihm, der Frieden schafft in seinen Höhen. 3 Wer will seine Scharen zählen? Und über wem geht sein Licht nicht auf? 4 Und wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott? Und wie kann rein sein ein vom Weibe Geborener? 5 Siehe, auch der Mond scheint nicht hell, und die Sterne sind nicht rein vor seinen Augen – 6 wie viel weniger der Mensch, eine Made, und das Menschenkind, ein Wurm!
Hiob 23 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Hiob antwortete und sprach: 2 Auch heute lehnt sich meine Klage auf; seine Hand drückt schwer, dass ich seufzen muss. 3 Ach dass ich wüsste, wie ich ihn finden und zu seinem Thron kommen könnte! 4 So würde ich ihm das Recht darlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen 5 und erfahren die Reden, die er mir antworten, und vernehmen, was er mir sagen würde. 6 Würde er mit großer Macht mit mir rechten? Nein, er selbst würde Acht haben auf mich. 7 Dann würde ein Redlicher mit ihm rechten, und für immer würde ich entrinnen meinem Richter! 8 Aber gehe ich nun vorwärts, so ist er nicht da; gehe ich zurück, so spüre ich ihn nicht. 9 Ist er zur Linken, so schaue ich ihn nicht; verbirgt er sich zur Rechten, so sehe ich ihn nicht. 10 Er aber kennt meinen Weg gut. Er prüfe mich, so will ich erfunden werden wie das Gold. 11 Denn ich hielt meinen Fuß auf seiner Bahn und bewahrte seinen Weg und wich nicht ab 12 und übertrat nicht das Gebot seiner Lippen und bewahrte die Reden seines Mundes bei mir. 13 Doch er ist der Eine – wer will ihm wehren? Und er macht’s, wie er will. 14 Ja, er wird vollenden, was mir bestimmt ist, und hat noch mehr derart im Sinn. 15 Darum erschrecke ich vor seinem Angesicht, und wenn ich darüber nachdenke, so fürchte ich mich vor ihm. 16 Gott ist’s, der mein Herz mutlos gemacht, und der Allmächtige, der mich erschreckt hat; 17 denn nicht der Finsternis wegen muss ich schweigen, und nicht, weil Dunkel mein Angesicht deckt.
Hiob 24 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Warum sind von dem Allmächtigen nicht Zeiten vorbehalten, und warum sehen, die ihn kennen, seine Tage nicht? 2 Die Gottlosen verrücken die Grenzen, rauben die Herde und weiden sie. 3 Sie treiben den Esel der Waisen weg und nehmen das Rind der Witwe zum Pfande. 4 Sie stoßen die Armen vom Wege, und die Elenden im Lande müssen sich verkriechen. 5 Siehe, sie sind wie Wildesel: In der Wüste gehen sie an ihr Werk und suchen Nahrung in der Einöde als Speise für ihre Kinder. 6 Sie ernten des Nachts auf dem Acker und halten Nachlese im Weinberg des Gottlosen. 7 Sie liegen in der Nacht nackt ohne Gewand und haben keine Decke im Frost. 8 Sie triefen vom Regen in den Bergen; sie müssen sich an die Felsen drücken, weil sie sonst keine Zuflucht haben. 9 Man reißt das Waisenkind von der Mutterbrust und nimmt den Säugling der Armen zum Pfande. 10 Nackt gehen sie einher ohne Kleider, und hungrig tragen sie Garben. 11 Gleich in den Gärten pressen sie Öl, sie treten die Kelter und leiden doch Durst. 12 Fern der Stadt seufzen Sterbende, und die Seele der Säuglinge schreit. Doch Gott achtet nicht darauf! 13 Sie sind Feinde des Lichts geworden, kennen Gottes Weg nicht und bleiben nicht auf seinen Pfaden. 14 Wenn der Tag anbricht, steht der Mörder auf und erwürgt den Elenden und Armen, und des Nachts schleicht der Dieb. 15 Das Auge des Ehebrechers lauert auf das Dunkel, und er denkt: »Mich sieht kein Auge!«, und verdeckt sein Antlitz. 16 Im Finstern bricht man in die Häuser ein; am Tage verbergen sie sich und scheuen alle das Licht. 17 Ja, als Morgen gilt ihnen allen die Finsternis, denn sie sind bekannt mit den Schrecken der Finsternis. 18 Er fährt leicht wie auf dem Wasser dahin, verflucht wird sein Acker im Lande, und man wendet sich seinem Weinberg nicht zu. 19 Der Tod nimmt weg die da sündigen, wie die Hitze und Dürre das Schneewasser verzehrt. 20 Der Mutterschoß vergisst ihn; die Würmer laben sich an ihm. An ihn denkt man nicht mehr; so zerbricht Frevel wie Holz. 21 Er hat bedrückt die Unfruchtbare, die nicht gebar, und hat der Witwe nichts Gutes getan. 22 Gott rafft die Gewalttätigen hin durch seine Kraft; steht er auf, so müssen sie am Leben verzweifeln. 23 Er gibt ihnen, dass sie sicher sind und eine Stütze haben, doch seine Augen wachen über ihren Wegen. 24 Sie sind hoch erhöht; aber nach einer kleinen Weile sind sie nicht mehr da; sie sinken hin und werden hinweggerafft wie alle; wie die Spitzen der Ähren werden sie abgeschnitten. 25 Ist’s nicht so? Wer will mich Lügen strafen und erweisen, dass meine Rede nichts sei?
Hiob 22 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Da antwortete Elifas von Teman und sprach: 2 Kann denn ein Mann Gott etwas nützen? Nur sich selber nützt ein Kluger. 3 Meinst du, der Allmächtige habe Vorteil davon, dass du gerecht bist? Was hilft’s ihm, selbst wenn deine Wege ohne Tadel sind? 4 Meinst du: er wird dich wegen deiner Gottesfurcht zurechtweisen und mit dir ins Gericht gehen? 5 Ist deine Bosheit nicht zu groß, und sind deine Missetaten nicht ohne Ende? 6 Du hast deinem Bruder ein Pfand abgenommen ohne Grund, du hast den Nackten die Kleider entrissen; 7 du hast die Durstigen nicht getränkt mit Wasser und hast dem Hungrigen dein Brot versagt; 8 dem Mächtigen gehört das Land, und sein Günstling darf darin wohnen; 9 die Witwen hast du leer weggehen lassen und die Arme der Waisen zerbrochen. 10 Darum bist du von Schlingen umgeben, und Entsetzen hat dich plötzlich erschreckt. 11 Dein Licht ist Finsternis, sodass du nicht sehen kannst, und die Wasserflut bedeckt dich. 12 Ist Gott nicht hoch wie der Himmel? Sieh die Sterne an, wie hoch sie sind! 13 Du sprichst zwar: »Was weiß Gott? Sollte er durchs Gewölk hindurch richten können? 14 Die Wolken sind seine Hülle, dass er nicht sehen kann; er wandelt am Rande des Himmels.« 15 Hältst du den Weg der Vorzeit ein, auf dem die Ungerechten gegangen sind, 16 die fortgerafft wurden, ehe es Zeit war, und das Wasser hat ihren Grund weggewaschen, 17 die zu Gott sprachen: »Heb dich von uns!«? Was sollte der Allmächtige ihnen antun können? 18 Hat er doch ihr Haus mit Gütern gefüllt. Aber: »Der Rat der Gottlosen ist ferne von mir.« 19 Die Gerechten werden’s sehen und sich freuen, und der Unschuldige wird sie verspotten: 20 »Ja, unser Widersacher ist vertilgt, und was er hinterließ, hat das Feuer verzehrt.« 21 So vertrage dich nun mit Gott und mache Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen. 22 Nimm doch Weisung an von seinem Munde, und fasse seine Worte in dein Herz. 23 Bekehrst du dich zum Allmächtigen und demütigst du dich und tust das Unrecht weit weg von deiner Hütte 24 – wirf in den Staub dein Gold und zu den Steinen der Bäche das Gold von Ofir –, 25 so wird der Allmächtige dein Gold sein und wie Silber, das dir zugehäuft wird. 26 Dann wirst du deine Lust haben an dem Allmächtigen und dein Antlitz zu Gott erheben. 27 Wenn du ihn bitten wirst, wird er dich hören, und du wirst deine Gelübde erfüllen. 28 Was du dir vornimmst, lässt er dir gelingen, und das Licht wird auf deinen Wegen scheinen. 29 Denn er erniedrigt die Hochmütigen; aber wer seine Augen niederschlägt, dem hilft er. 30 Auch wer nicht unschuldig ist, wird errettet werden; er wird errettet um der Reinheit deiner Hände willen.
Hiob 21 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Hiob antwortete und sprach: 2 Hört doch meiner Rede zu und lasst mir das eure Tröstung sein! 3 Ertragt mich, dass ich rede, und danach spottet über mich! 4 Geht denn gegen einen Menschen meine Klage, oder warum sollte ich nicht ungeduldig sein? 5 Kehrt euch her zu mir; ihr werdet erstarren und die Hand auf den Mund legen müssen. 6 Wenn ich daran denke, so erschrecke ich, und Zittern kommt meinen Leib an. 7 Warum bleiben die Gottlosen am Leben, werden alt und nehmen zu an Kraft? 8 Ihr Geschlecht ist sicher um sie her, und ihre Nachkommen sind bei ihnen. 9 Ihr Haus hat Frieden ohne Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen. 10 Ihr Stier bespringt und es missrät nicht; ihre Kuh kalbt und wirft nicht fehl. 11 Ihre kleinen Kinder lassen sie hinaus wie eine Herde, und ihre Knaben springen umher. 12 Sie jauchzen mit Pauken und Harfen und sind fröhlich mit Flöten. 13 Sie werden alt bei guten Tagen, und in Ruhe fahren sie hinab zu den Toten, 14 und doch sagen sie zu Gott: »Weiche von uns, wir wollen von deinen Wegen nichts wissen! 15 Wer ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten? Oder was nützt es uns, wenn wir ihn anrufen?« 16 »Doch siehe, ihr Glück steht nicht in ihren Händen, und der Rat der Gottlosen ist ferne von mir.« 17 Wie oft geschieht’s denn, dass die Leuchte der Gottlosen verlischt und ihr Unglück über sie kommt, dass Gott Herzeleid über sie austeilt in seinem Zorn, 18 dass sie werden wie Stroh vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturmwind wegführt? 19 »Gott spart das Unglück des Gottlosen auf für dessen Kinder.« Er vergelte es ihm selbst, dass er’s spüre! 20 Seine Augen mögen sein Verderben sehen, und vom Grimm des Allmächtigen möge er trinken! 21 Denn was liegt ihm an seinem Hause nach seinem Tode, wenn die Zahl seiner Monde zu Ende ist? 22 Wer will Gott Weisheit lehren, der auch die Hohen richtet? 23 Der eine stirbt frisch und gesund in allem Reichtum und voller Genüge, 24 sein Melkfass ist voll Milch, und sein Gebein wird gemästet mit Mark; 25 der andere aber stirbt mit verbitterter Seele und hat nie vom Glück gekostet – 26 und doch liegen beide miteinander in der Erde, und Gewürm deckt sie zu. 27 Siehe, ich kenne eure Gedanken und eure Ränke, mit denen ihr mir Unrecht antut. 28 Denn ihr sprecht: »Wo ist das Haus des Fürsten, und wo ist die Hütte, in der die Gottlosen wohnten?« 29 Habt ihr nicht befragt, die des Weges kommen, und nicht auf ihre Zeichen geachtet, 30 dass nämlich der Böse erhalten wird am Tage des Verderbens und am Tage des Grimms bleibt? 31 Wer sagt ihm ins Angesicht, was er verdient? Wer vergilt ihm, was er getan hat? 32 Wird er doch zu Grabe geleitet, und man hält Wache über seinem Hügel! 33 Süß sind ihm die Schollen des Grabes, und alle Menschen ziehen ihm nach, und die ihm vorangehen, sind nicht zu zählen. 34 Wie tröstet ihr mich mit Nichtigkeiten, und von euren Antworten bleibt nichts als Trug!
Hiob 20 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Da antwortete Zofar von Naama und sprach: 2 Darum muss ich antworten, und deswegen kann ich nicht schweigen; 3 denn ich muss hören, wie man mich schmäht und tadelt, aber der Geist aus meiner Einsicht lehrt mich antworten. 4 Weißt du nicht, dass es allezeit so gegangen ist, seitdem Menschen auf Erden gewesen sind, 5 dass das Frohlocken der Gottlosen nicht lange währt und die Freude des Ruchlosen nur einen Augenblick? 6 Wenn auch sein Scheitel in den Himmel reicht und sein Haupt an die Wolken rührt, 7 so wird er doch für immer vergehen wie sein Kot, und die ihn gesehen haben, werden sagen: Wo ist er? 8 Wie ein Traum wird er verfliegen und nicht mehr zu finden sein und wie ein Nachtgesicht verschwinden. 9 Das Auge, das ihn gesehen hat, wird ihn nicht mehr sehen, und seine Stätte wird ihn nicht mehr schauen. 10 Seine Söhne werden bei den Armen betteln gehen, und seine Hände müssen seine Habe wieder hergeben. 11 Sind auch seine Gebeine voll Jugendkraft, so muss sie sich doch mit ihm in den Staub legen. 12 Wenn ihm auch das Böse in seinem Munde wohlschmeckt, dass er es birgt unter seiner Zunge, 13 dass er es hegt und nicht loslässt und es zurückhält in seinem Gaumen, 14 so wird sich doch seine Speise verwandeln in seinem Leibe und wird Otterngift in seinem Bauch. 15 Die Güter, die er verschlungen hat, muss er wieder ausspeien, und Gott treibt sie aus seinem Bauch heraus. 16 Er wird Otterngift saugen, und die Zunge der Schlange wird ihn töten. 17 Er wird nicht sehen die Ströme noch die Bäche, die mit Honig und Milch fließen. 18 Er wird erwerben und doch nichts davon genießen und über seine eingetauschten Güter nicht froh werden. 19 Denn er hat unterdrückt und verlassen den Armen; er hat Häuser an sich gerissen, die er nicht erbaut hat. 20 Denn sein Wanst konnte nicht voll genug werden; mit seinem köstlichen Gut wird er nicht entrinnen. 21 Nichts entging seiner Fressgier; darum wird sein gutes Leben keinen Bestand haben. 22 Wenn er auch die Fülle und genug hat, wird ihm doch angst werden; alle Gewalt der Mühsal wird über ihn kommen. 23 Es soll geschehen: Damit er genug bekommt, wird Gott den Grimm seines Zorns über ihn senden und wird über ihn regnen lassen seine Schrecknisse. 24 Flieht er vor dem eisernen Harnisch, so wird ihn der eherne Bogen durchbohren! 25 Es dringt das Geschoss aus seinem Rücken, der Blitz des Pfeiles aus seiner Galle; Schrecken fahren über ihn hin. 26 Alle Finsternis ist für ihn aufgespart. Es wird ihn ein Feuer verzehren, das keiner angezündet hat, und wer übrig geblieben ist in seiner Hütte, dem wird’s schlimm ergehen. 27 Der Himmel wird seine Schuld enthüllen, und die Erde wird sich gegen ihn erheben. 28 Seine Ernte wird weggeführt werden, zerstreut am Tage seines Zorns. 29 Das ist der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe, das Gott ihm zugesprochen hat.