- Schuld, Gericht und Gnade in Israels Geschichte

Schuld, Gericht und Gnade in Israels Geschichte

Psalmen 78 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) Eine Unterweisung Asafs. Höre, mein Volk, meine Unterweisung,
neiget eure Ohren zu der Rede meines Mundes!
2 Ich will meinen Mund auftun zu einem Spruch
und Geschichten verkünden aus alter Zeit.
3 Was wir gehört haben und wissen
und unsre Väter uns erzählt haben,
4 das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern;
wir verkündigen dem kommenden Geschlecht den Ruhm des HERRN und seine Macht
und seine Wunder, die er getan hat.
5 Er richtete ein Zeugnis auf in Jakob
und gab ein Gesetz in Israel und gebot unsern Vätern,
es ihre Kinder zu lehren,
6 damit es die Nachkommen lernten,
die Kinder, die noch geboren würden; die sollten aufstehen
und es auch ihren Kindern verkündigen,
7 dass sie setzten auf Gott ihre Hoffnung
und nicht vergäßen die Taten Gottes,
sondern seine Gebote hielten
8 und nicht würden wie ihre Väter,
ein abtrünniges und ungehorsames Geschlecht, dessen Herz nicht fest war
und dessen Geist sich nicht treu an Gott hielt,
9 wie die Söhne Ephraim, die den Bogen führten,
abfielen zur Zeit des Streits;
10 sie hielten den Bund Gottes nicht
und wollten nicht in seinem Gesetz wandeln
11 und vergaßen seine Taten und seine Wunder,
die er ihnen erwiesen hatte.
12 Vor ihren Vätern tat er Wunder
in Ägyptenland, im Gefilde von Zoan.
13 Er zerteilte das Meer und ließ sie hindurchziehen
und stellte das Wasser fest wie eine Mauer.
14 Er leitete sie am Tage mit einer Wolke
und die ganze Nacht mit einem hellen Feuer.
15 Er spaltete die Felsen in der Wüste
und tränkte sie mit Wasser in Fülle;
16 er ließ Bäche aus den Felsen kommen,
dass sie hinabflossen wie Wasserströme.
17 Dennoch sündigten sie weiter wider ihn
und empörten sich in der Wüste gegen den Höchsten;
18 sie versuchten Gott in ihrem Herzen,
als sie Speise forderten für ihr Gelüste,
19 und redeten wider Gott und sprachen:
Kann Gott wohl einen Tisch bereiten in der Wüste?
20 Siehe, er hat wohl den Felsen geschlagen,
dass Wasser strömten und Bäche sich ergossen; kann er aber auch Brot geben
und seinem Volk Fleisch verschaffen?
21 Da der HERR das hörte, entbrannte er im Grimm,
und Feuer brach aus in Jakob,
und Zorn kam über Israel,
22 weil sie nicht glaubten an Gott
und nicht hofften auf seine Hilfe.
23 Und er gebot den Wolken droben
und tat auf die Türen des Himmels
24 und ließ Manna auf sie regnen zur Speise
und gab ihnen Himmelsbrot.
25 Brot der Engel aßen sie alle,
er sandte ihnen Speise in Fülle.
26 Er ließ wehen den Ostwind unter dem Himmel
und erregte durch seine Stärke den Südwind
27 und ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub
und Vögel wie Sand am Meer;
28 mitten in das Lager fielen sie ein,
rings um seine Wohnung her.
29 Da aßen sie und wurden sehr satt;
und was sie verlangten, gewährte er ihnen.
30 Sie hatten ihr Verlangen noch nicht gestillt,
ihre Speise war noch in ihrem Munde,
31 da kam der Zorn Gottes über sie
und brachte ihre Vornehmsten um
und schlug die Besten in Israel nieder.
32 Zu dem allen sündigten sie noch mehr
und glaubten nicht an seine Wunder.
33 Darum ließ er ihre Tage dahinschwinden ins Nichts
und ihre Jahre in Schrecken.
34 Wenn er den Tod unter sie brachte, suchten sie Gott
und fragten wieder nach ihm
35 und dachten daran, dass Gott ihr Hort ist
und Gott, der Höchste,
ihr Erlöser.
36 Doch betrogen sie ihn mit ihrem Munde
und belogen ihn mit ihrer Zunge.
37 Ihr Herz hing nicht fest an ihm,
und sie hielten nicht treu an seinem Bunde.
38 Er aber war barmherzig und vergab die Schuld
und vertilgte sie nicht und wandte oft seinen Zorn ab
und ließ nicht seinen ganzen Grimm an ihnen aus.
39 Denn er dachte daran, dass sie Fleisch sind,
ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkommt.
40 Wie oft trotzten sie ihm in der Wüste
und betrübten ihn in der Einöde!
41 Sie versuchten Gott immer wieder
und kränkten den Heiligen Israels.
42 Sie dachten nicht an die Taten seiner Hand,
an den Tag, als er sie erlöste von den Feinden,
43 wie er seine Zeichen in Ägypten getan hatte
und seine Wunder im Lande Zoan;
44 als er ihre Ströme in Blut verwandelte,
dass sie aus ihren Flüssen nicht trinken konnten;
45 als er Ungeziefer unter sie schickte, das sie fraß,
und Frösche, die ihnen Verderben brachten,
46 und ihr Gewächs den Raupen gab
und ihre Saat den Heuschrecken;
47 als er ihre Weinstöcke mit Hagel schlug
und ihre Maulbeerbäume mit Schloßen;
48 als er ihr Vieh preisgab dem Hagel
und ihre Herden dem Wetterstrahl;
49 als er die Glut seines Zornes unter sie sandte,
Grimm und Wut und Drangsal, eine Schar Verderben bringender Engel;
50 als er seinem Zorn freien Lauf ließ
und ihre Seele vor dem Tode nicht bewahrte
und ihr Leben preisgab der Pest;
51 als er alle Erstgeburt in Ägypten schlug,
die Erstlinge ihrer Kraft in den Zelten Hams.
52 Er ließ sein Volk ausziehen wie Schafe
und führte sie wie eine Herde in der Wüste;
53 und er leitete sie sicher,
dass sie sich nicht fürchteten;
aber ihre Feinde bedeckte das Meer.
54 Er brachte sie zu seinem heiligen Lande,
zu diesem Berge, den seine Rechte erworben hat,
55 und vertrieb vor ihnen her die Völker
und verteilte ihr Land als Erbe
und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen.
56 Aber sie versuchten Gott und trotzten dem Höchsten
und hielten seine Gebote nicht;
57 sie wichen zurück und waren treulos wie ihre Väter
und versagten wie ein schlaffer Bogen;
58 sie erzürnten ihn mit ihren Höhen
und reizten ihn zum Zorn mit ihren Götzen.
59 Als das Gott hörte, entbrannte sein Grimm,
und er verwarf Israel so sehr,
60 dass er seine Wohnung in Silo dahingab,
das Zelt, in dem er unter Menschen wohnte;
61 er gab seine Macht in Gefangenschaft
und seine Herrlichkeit in die Hand des Feindes;
62 er übergab sein Volk dem Schwert
und ergrimmte über sein Erbe.
63 Ihre junge Mannschaft fraß das Feuer,
und ihre Jungfrauen mussten ungefreit bleiben.
64 Ihre Priester fielen durchs Schwert,
und die Witwen konnten die Toten nicht beweinen.
65 Da erwachte der Herr wie ein Schlafender,
wie ein Starker, der beim Wein fröhlich war,
66 und schlug seine Feinde hinten
und hängte ihnen ewige Schande an.
67 Er verwarf das Zelt Josefs
und erwählte nicht den Stamm Ephraim,
68 sondern erwählte den Stamm Juda,
den Berg Zion, den er lieb hat.
69 Er baute sein Heiligtum wie Himmelshöhen,
wie die Erde, die er gegründet hat für immer,
70 und erwählte seinen Knecht David
und nahm ihn von den Schafhürden;
71 von den säugenden Schafen holte er ihn,
dass er sein Volk Jakob weide und sein Erbe Israel.
72 Und er weidete sie mit aller Treue
und leitete sie mit kluger Hand.