Die Geschichte, wie ich versuchte vom "Kaufen und Belohnen" wegzukommen...
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Die Biotonne

Internetseiten gestalte ich schon seit vielen Jahren. Doch 2014 wagte ich einen großen Schritt: Ich meldete mein Hobby als Kleingewerbe an. Noch heute erinnere ich mich genau daran, wie ich damals anfing, meine ersten Projekte ehrenamtlich anzubieten, um Erfahrungen zu sammeln. Es machte mir Freude, mich auszuprobieren und Neues zu lernen. Als ich dann meinen ersten kommerziellen Auftrag bekam, war ich voller Aufregung. Plötzlich wurde ich für etwas bezahlt, das mir ohnehin so viel Spaß bereitete.

Von meinem ersten Honorar erfüllte ich mir direkt einen kleinen Traum: Ich kaufte mir meinen ersten iMac. Dieses Gefühl, sich etwas leisten zu können, war berauschend. Zum ersten Mal konnte ich mir meine Wünsche erfüllen – kleine und große. Es fühlte sich verdient an, schließlich hatte ich hart dafür gearbeitet.

Mit der Zeit bekam ich immer mehr Aufträge, und mein Konto füllte sich stetig. Damals dachte ich, dass ich mich ständig belohnen müsse, um meine Arbeit zu würdigen. Ich kaufte mir Dinge, die ich mir früher nicht hätte leisten können, und lebte nach dem Motto: „Man gönnt sich ja sonst nichts.“ Doch bald merkte ich, dass dieses Kaufen und Belohnen mich nicht wirklich erfüllte. Im Gegenteil, ich hatte ständig neue Wünsche.

Eines Tages kam mir eine seltsame Idee. Ich ging zur Bank, hob Geld ab, rollte es zusammen, band es mit einem Gummiband und steckte es in einen kleinen Kulturbeutel. Es fühlte sich irgendwie gut an – fast so, als hätte ich etwas gekauft. Doch diesmal blieb das Geld einfach bei mir. Dieser merkwürdige Vorgang wiederholte sich. Immer, wenn ich den Drang verspürte, mich zu belohnen, rollte ich das Geld ein und legte es zur Seite.

Mit der Zeit wurde der Kulturbeutel zu klein, und ich wechselte zu einer kleinen grünen Biotonne mit Deckel. Woche für Woche, Monat für Monat machte ich weiter. Es war eine Art Therapie, die ich damals nicht verstand, aber die mir half, mich von dem ständigen Kaufen zu lösen. Ich hörte auf, mich zu fragen, wie viel Geld ich schon gesammelt hatte. Es ging nicht mehr darum, es auszugeben – es war einfach nur da.

Doch dann kam Weihnachten. Ich fühlte mich plötzlich schuldig. Meine Familie wusste nichts von meiner „Therapie“ und hatte keine Ahnung, dass ich all dieses Geld in einer grünen Tonne hortete. Am Heiligabend nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, kippte den Inhalt der Tonne auf den Wohnzimmertisch und ließ die Geldrollen vor meiner Frau und meinen Kindern ausrollen. Ihre Reaktionen waren überwältigend: Meine Frau schaute mich entsetzt an, die Kinder hingegen hatten leuchtende Augen.

Papa, wo kommt das ganze Geld her?“ Meine Frau fragte mit ernster Stimme, ob ich etwas Illegales getan hätte. Mit Tränen in den Augen erklärte ich ihnen, dass es mein Weg war, mich vom ständigen Kaufen zu befreien. Ich erzählte, wie ich mir jedes Mal vorgestellt hatte, etwas gekauft zu haben, und das Geld dann in die Tonne warf.

„Das ist doch verrückt!“, sagte meine Frau. Die Kinder hingegen sahen all die Möglichkeiten, was man mit dem Geld kaufen könnte. Doch ich erklärte ihnen, dass mich diese Dinge nicht glücklich gemacht hätten. Ich fühlte mich befreit, ihnen die Wahrheit gesagt zu haben. Meine Frau schlug schließlich vor, etwas Schönes mit der Familie zu unternehmen. „Du hast dafür gearbeitet, es ist dein Geld“, sagte sie.

In der Zeit danach gab ich das „Tonnenprojekt“ auf. Es war ohnehin schwierig, die eingerollten Bündel wieder zu nutzen. Doch der wahre Gewinn war nicht das Geld, sondern die Lektion, die ich gelernt hatte: Mein Herz sollte nicht an materielle Dinge hängen.

Heute denke ich anders über Besitz. Ich bin überzeugt, dass wir nur Verwalter sind. Alles, was wir haben, gehört letztlich nicht uns. Wir sollen treu und verantwortungsvoll mit dem umgehen, was uns anvertraut wurde. Der Kornbauer in der Bibel sammelte Schätze für sich, doch ich möchte Schätze im Himmel schaffen – Dinge, die nicht von Rost oder Motten zerstört werden können.

Ich bin Gott dankbar für die grüne Biotonne. Durch sie konnte ich lernen, was wirklich zählt: ein Herz, das frei ist von der Macht des Geldes. Heute gehe ich dankbarer und erfüllter durchs Leben und weiß, dass mein Glück nicht im Mammon liegt, sondern in der Gnade Gottes.

 

 

Mam·mon
/ˈmamɔn,Mámmon/ Substantiv, maskulin [der] meist abwertend oder scherzhaft Geld (als ein materielles, im Gegensatz zu geistigen Interessen stehendes, negativ angesehenes Bedürfnis)
"dem Mammon nachjagen"

Lukas 16:13 Kein Knecht kann zwei Herren dienen; entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird an dem einen hängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

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