Wie mir eine Gemeinde genommen wurde und ich eine neue fand.
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Gemeinde

Die Gemeinde war mir immer wichtig. Für mich ist es ein Ort, an dem man im Glauben und im Vertrauen wächst und neue Kraft als Kind Gottes schöpft. Ein Ort, an dem man gemeinsam in Gottes Wort liest, Fragen stellen kann und Korrektur im Glaubensleben erfährt. Ein Ort, an dem man lobt, dankt und gemeinsam betet. Ein Ort des Trostes und der Gemeinschaft mit Gläubigen und Jesus Christus in der Mitte. (Matthäus 18:20)

Eine Gemeinde sollte immer am Ort sein. Es ist wichtig, dass man die Gemeinschaft nicht versäumt. Der Glaube entspringt aus der Predigt (Römer 10:17). Man hört, denkt darüber nach, man versucht es im Alltag umzusetzen und bekommt in der Gemeinde neue Kraft es erneut zu versuchen.

Ich fuhr eine Zeit lang einen weiten Weg nach Bremen in die Gemeinde. Woche für Woche und Monat für Monat. Ich nahm meine ganze Familie mit, stellte allerdings fest, dass es keine Dauerlösung ist. Ich betete damals für eine Gemeinde in Vechta. Mir war es wichtig, dass auch meine Kinder dort Freunde finden und die Möglichkeit haben, sich mit Ihnen auch im Alltag treffen zu können.

Es dauerte nicht lange und ich bekam einen Anruf. Kurze Zeit später suchte mich jener Pastor auf der Arbeit auf und erzählte mir, dass es ihm auch aufs Herz gelegt wurde, dass in Vechta eine neue Gemeinde entstehen soll. Mir trafen uns in der ersten Zeit als Hauskreis und überlegten gemeinsam, wie wir zum Glauben an Jesus Christus einladen könnten.

Wir trafen uns an den verschiedensten Orten und die Gemeinde wuchs rasant. Mal trafen wir uns in einem Café, mal in einer Pizzeria oder bei den einzelnen im heimischen Wohnzimmer. Wir lasen zu Beginn die Apostelgeschichte und brannten für das Thema Gemeinde in Vechta.

Während die Gemeinde wuchs, wurde meine Frau neugierig. Ich verbrachte dort sehr viel Zeit und unsere Kinder waren noch jung. Ich ließ meine Familie oft alleine zu Hause, weil ich ja für die Gemeinde brannte. Mal ging ich in den Gottesdienst, mal in den Hauskreis und Mal stundenlang zu Besprechungen. Es war nicht so, dass ich meine Familie nicht dabeihaben wollte, OH Nein! – ich war einfach gedanklich voll damit beschäftigt.

Wir veranstalteten ein Baseballcamp. Eine gute Sache. Christen aus den USA sollten den Kindern Baseball und Jesus Christus näher bringen. Wir wollten die Kinder gewinnen und die Eltern zur Gemeinde einladen. Mit Bratwurst und Kuchen sollten sie am Ende des Camps in die Gemeinde eingeladen werden. Die ganze Vorbereitung und Planung kostete viel Zeit und Kraft, doch es sollte ja für den Herrn sein. Damals setzte ich falsche Prioritäten und war sehr überrascht, als plötzlich meine Frau zum Baseballcamp kam.

Sie nahm sich damals im Zelt einen Apfel und wollte nach unseren Kindern schauen, die auf dem Camp mitspielten. Ihr Besuch war unangekündigt und spontan. Der damalige Pastor ging auf meine Frau zu und sagte:
„Der Apfel ist für die Kinder bestimmt!“. Meine Frau reagierte direkt und sagte: „Meinen Sie nicht, dass ich mir auch viele Äpfel selbst kaufen könnte? – Sie haben doch den Apfel selbst gespendet bekommen? – Was sind sie nur für ein Pastor?“

Ich bekam es voll mit und beobachtete, wie meine Frau weinte. Da ich ja Gemeinde wollte, blieb ich auf dem Camp und sie ging alleine nach Hause. Ich war damals blind. Im Laufe der Jahre wuchs die Gemeinde und ich erkannte nicht, dass es eine „One man Show“ war.  Immer wieder war das Geld Thema. Ich wurde auch nicht stutzig, als er uns erklärte, dass die neue Gemeinde nicht alle Menschen erreichen kann. Ich bemerkte so viele Dinge nicht, weil ich blind war.

Der Pastor schätzte mich. Ich war damals nützlich. Ich brachte mich ein und engagierte mich sehr. Ich erstellte Poster, Flyer, eine Internetseite, lud ein und half bei den Vorbereitungen. Bis zu jenem Tag, als meine Frau erneut die Gemeinde aufsuchte. Es war damals eine Radtour geplant. Ich nutzte die Gelegenheit, um meine Frau dazu einzuladen.
Wir fuhren gerne Fahrrad und es wäre bestimmt eine gute Zeit geworden. Bis der Anruf kam….

Hallo Patrick, ich bin es Johann. Du kannst gerne zur Radtour kommen, doch lass deine Frau daheim.

Der damalige Pastor schickte einen Bruder vor, der mir unmissverständlich mitteilte, dass meine Frau nicht willkommen sei. Es brach mir das Herz. Was war nur geschehen? – Ich erinnerte mich, dass ich dem Pastor damals viele sehr persönliche Dinge erzählt hatte. Mir fiel es plötzlich wie Schuppen von den Augen. Er war ein Mietling. (Johannes 10:12-13)
Warum war mir das all die Jahre nicht aufgefallen?

Ich entschied mich dazu, die Gemeinde zu verlassen. Ich schrieb einen Abschiedsbrief an die Geschwister der Gemeinde.
Ich wollte nicht in einer Gemeinde sein, wo meine Frau nicht willkommen ist.

Als der Pastor meine Nachricht erfuhr, geriet er in Panik. Patrick, wir können uns gerne in einer Kneipe oder in einem Café treffen und über alles reden. Damals brauchte ich Abstand. Zeit zum Trauern. Abstand gewinnen und das Erlebte zu reflektieren.  Als ich dann später reden wollte und den Wunsch hatte, nochmals über alles zu sprechen, wurde mir diese Möglichkeit nicht mehr gegeben. Man ließ mich fallen.

Ich fand damals Trost in einer anderen Gemeinde. Meine Familie begleitete mich. Nach dem Gottesdienst aßen wir mit den Geschwistern zum Mittag. Innerlich war ich in tiefer Traurigkeit. Warum musste ich nur diese Erfahrung machen?
In der neuen Gemeinde wurde ich wirklich sehr getröstet, doch ich merkte für mich ganz deutlich, dass es für mich kein geistliches zu Hause ist.

Ich erkundigte mich nach einer Bibelstunde. Ich hatte einen so großen Hunger danach, meinen Glauben zu teilen, dass ich eine Kundin auf der Arbeit ansprach. Ich maß bei ihr eine Küche aus und merkte, dass sie ein Kind Gottes sein musste. „Wo trefft ihr euch zur Bibelstunde?“, fragte ich spontan.  Sie sagte: „In der Robert-Bosch-Straße in Vechta, jeden Dienstag“

Ich grinste über beide Ohren. Ich suchte die Gemeinde auf. Ich blieb. und wurde Mitglied der Gemeinde und habe ein neues geistliches Zuhause gefunden.

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