mein Name ist Ole, und ich wohne seit Kurzem in einem Neubaugebiet. Unser Haus riecht noch etwas nach frischer Farbe, und der Garten hat noch keine Blumen – nur ein paar Haufen Sand, die ich manchmal mit meinem kleinen Eimer und Schaufel durch die Gegend schiebe.
Nebenan wohnt meine Freundin Marie. Sie ist in meiner Klasse, und wir gehen beide in die Zweite. Marie hat ganz lange Zöpfe, die sie immer mit bunten Haargummis schmückt. Sie sagt, sie kann damit fast bis zum Mond wippen, wenn sie richtig hochspringt. Ich glaube, das ist Quatsch, aber lustig klingt es trotzdem.
Unsere Lehrerin, Frau Meier, hat uns neulich gesagt, dass wir eine Zugreise machen werden. Ich wusste erst gar nicht, was ich dazu mitnehmen sollte – wir haben ja keinen richtigen Koffer. Ich hab’ nur meinen Turnbeutel, den ich für alles benutze: Sport, Ausflüge, und manchmal, wenn ich damit einkaufen gehen muss, für die Kartoffeln. Aber Marie hat einen richtigen kleinen Schminkkoffer, den sie überallhin mitnimmt. Der ist silbern und glitzert, und manchmal funkelt er in der Sonne wie ein kleiner Schatz. Sie hat da drinnen alles Mögliche, sogar Glitzer-Nagellack, der so leuchtet wie Sternenstaub.
Am Tag der Reise war es dann endlich so weit. Am Bahnhof waren alle aufgeregt, und der Schaffner mit seiner lustigen Mütze sagte ganz laut: „Einsteigen bitte!“ Der Zug ruckelte, wackelte und klapperte los, und Marie, die noch nie Zug gefahren ist, war ganz fasziniert. Sie schaute aus dem Fenster und sagte: „Ole, das ist wie im Kino, nur viel besser!“
Nach einer Weile kamen wir an und machten erst mal ein großes Frühstück. Alle packten ihre Brote und Obst aus, und Frau Meier hatte sogar Waldmeistersaft mitgebracht. Wisst ihr, was passiert, wenn man den trinkt? Genau, die Zunge wird grün! Wir lachten alle so sehr, dass fast der halbe Saft verschüttet wurde.
Danach ging es ins Museum. Am Eingang bekamen wir Eintrittskarten – keine Fahrkarten, obwohl ich erst dachte, das wäre das Gleiche. Drinnen war es wie in einer Schatzkammer. Es gab alte Autos, riesige Gemälde und sogar ein Dinosaurierskelett. Das war so groß, dass ich dachte, es würde gleich loslaufen!
Aber wisst ihr, was ich gemacht habe? Ich habe mich in eins der alten Autos gesetzt, obwohl Marie gesagt hat, dass das verboten ist. Plötzlich kam eine Frau mit einer ernsten Miene und sagte: „Das sind Exponate, die darf man nicht anfassen!“ Ich musste lachen, weil ich dachte, „Exponate“ klingt wie ein Zauberspruch. Marie erklärte mir später, dass Exponate etwas ganz Besonderes sind, weil es sie nur noch ganz selten gibt.
Am Ende des Tages fuhren wir wieder mit dem Zug zurück. Wir hatten so viel gelernt – über Züge, Exponate und Waldmeistersaft. Als ich abends ins Bett ging, schaute Mama auf meine Hände und fing an zu lachen. „Ole, warum glitzern deine Nägel?“ Ich erzählte ihr von Maries Nagellack und der Museumswärterin. Und wisst ihr, was Mama gesagt hat? „Das ist typisch, Ole.“
Morgen wollen Marie und ich auf den Flohmarkt gehen. Ich bin gespannt, ob es dort wirklich Flöhe gibt – oder ob das nur ein witziger Name ist. Aber das, Kinder, erzähle ich euch morgen.
Gute Nacht und träumt etwas Schönes!