Paulus’ Auftrag, vor allem unter den Heiden (Nichtjuden) zu predigen, war eine entscheidende Komponente seines Dienstes und seines Verständnisses des Evangeliums. Hier sind einige Gründe, warum Paulus speziell dazu berufen war:
- Göttlicher Auftrag: Paulus erlebte eine direkte Berufung durch Jesus Christus, wie es in der Apostelgeschichte beschrieben wird. Während seiner Bekehrung auf dem Weg nach Damaskus erhielt Paulus eine Vision, in der ihm gesagt wurde, dass er ein “auserwähltes Werkzeug” sei, um den Namen Jesu “vor Heiden und Könige und vor das Volk Israel” zu tragen (Apostelgeschichte 9,15). Diese Berufung wurde später bestätigt und weiter spezifiziert in Bezug auf die Heidenmission (Apostelgeschichte 22,21).
- Theologisches Verständnis: Paulus hatte ein tiefes Verständnis davon, dass das Evangelium für alle Menschen bestimmt ist, unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft. Er betonte, dass durch Jesus Christus sowohl Juden als auch Heiden gleichermaßen Zugang zu Gottes Gnade und Erlösung haben. In Römer 1,16 schreibt Paulus: “Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.”
- Erfüllung der Prophezeiungen: Paulus sah seine Mission als Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiungen, die vorhersagten, dass die Heiden eines Tages das Heil Gottes erfahren würden. In seinen Briefen zitiert er oft solche Prophezeiungen, um zu zeigen, dass die Aufnahme der Heiden in Gottes Volk Teil von Gottes ursprünglichem Plan war (z.B. Römer 15,9-12).
- Strategische Überlegung: Da das Evangelium bereits unter den Juden verbreitet wurde, sah Paulus seine Mission auch als strategisch notwendig an, um neue Gebiete und Völker zu erreichen. Er konzentrierte sich darauf, Gemeinden in heidnischen Regionen zu gründen, damit das Evangelium weiterverbreitet werden konnte.
- Persönliche Begabung und Hintergrund: Paulus war aufgrund seines kulturellen und bildungstechnischen Hintergrunds besonders geeignet für die Heidenmission. Er war ein gebildeter Jude mit römischem Bürgerrecht und konnte Griechisch, die lingua franca des römischen Reiches, fließend sprechen. Dies ermöglichte ihm, effektiv mit verschiedenen Kulturen und Menschen in Kontakt zu treten.
Durch seinen Dienst unter den Heiden trug Paulus wesentlich dazu bei, dass das Christentum von einer jüdischen Sekte zu einer universellen Religion wurde, die Menschen aus allen Nationen und Kulturen umfasste.