Meine Schulzeit war alles andere als einfach. Schon in der Grundschule musste meine Mutter regelmäßig zum Gespräch erscheinen. Die Lehrer bemängelten, dass ich oft nicht bei der Sache war, aus dem Fenster starrte oder mich an den Mitschülern orientierte, die den Unterricht störten. Tatsächlich wollte ich einfach nur nach Hause – die Schule fühlte sich für mich von Anfang an nicht wie ein Ort des Lernens an, sondern wie eine fremde, unbequeme Welt.
Auf den Wunsch meiner Mutter hin wiederholte ich die vierte Klasse. Dieser Neustart brachte mir zwar neue Mitschüler, doch die Wissenslücken, die ich mit mir trug, blieben bestehen. Nach der Orientierungsstufe kam schließlich die ernüchternde Empfehlung für die Hauptschule. In der neuen Umgebung wurde mir schnell klar, dass ich mich gescheitert fühlte – ich war am falschen Ort angekommen. Ich wollte mehr, wusste aber nicht, wie ich dorthin gelangen sollte.
1988 veränderte sich mein Leben grundlegend: Ich fand zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Dieser Wendepunkt führte mich auf eine christliche Schule. Dort begegnete man mir mit Vertrauen und eröffnete mir eine Chance, die ich nie für möglich gehalten hätte: den Wechsel auf die Realschule. Mit Unterstützung durch private Nachhilfe und die Ermutigung meiner Lehrer begann ich zu glauben, dass ich trotz aller Herausforderungen meinen Weg finden könnte.
Der Glaube spielte in dieser Zeit eine zentrale Rolle in meinem Leben. Meine Lehrer bestärkten mich nicht nur fachlich, sondern auch geistlich. Sie ermutigten mich immer wieder, nach vorne zu schauen. Anfangs war es für mich eine enorme Überwindung, vor der Klasse das Morgengebet zu sprechen. Doch durch den Gebetskreis, der in der Schule gegründet wurde, wurde ich mit der Zeit immer sicherer und lernte, meinen Glauben auch öffentlich zu bekennen.
Da die christliche Schule, die ich besuchte, noch nicht staatlich genehmigt war, musste ich meine Realschulprüfung extern ablegen – und zwar an einer Erwachsenenschule, wo mich Prüfungen auf Abiturniveau erwarteten. Es war eine harte Zeit, aber ich bestand. Danach fühlte ich mich allerdings orientierungslos, was meine berufliche Zukunft betraf. Schließlich entschied ich mich, meinen Zivildienst in der Pflege zu leisten.
In dieser Zeit begegnete ich durch Zufall Andreas, einem alten Schulfreund aus der Grundschule. Er erzählte mir, dass er Tischler geworden war. Das klang spannend, und so begann ich eine dreijährige Ausbildung in einer kleinen Möbeltischlerei. Während der Ausbildung konnte ich viele handwerkliche Fähigkeiten erlernen und bekam Einblicke in die Welt des Tischlerhandwerks. Doch trotz dieser Erfahrungen fühlte ich mich oft unsicher. Das selbstständige Arbeiten fiel mir schwer, und ich ging jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl zur Arbeit.
Nach mehreren Kündigungen wagte ich schließlich einen Neuanfang und wechselte in die Küchenplanung. Hier fand ich endlich eine Tätigkeit, die meinen Interessen und Fähigkeiten entsprach. Später gründete ich sogar meine eigene Firma im Bereich Mediengestaltung. Es war ein befreiender Schritt, durch den ich meine berufliche Vergangenheit hinter mir lassen konnte.
Heute empfinde ich ein tiefes Mitgefühl für Menschen, die in ihrem Beruf unglücklich sind oder die ihren Job aufgrund von Fehlern oder Kündigungen verloren haben. Ich verstehe, wie belastend solche Situationen sein können, und möchte ihnen Mut machen, dass ein Neuanfang immer möglich ist.
Ich danke meinem himmlischen Vater von Herzen, dass er mich durch alle Herausforderungen getragen hat. Ohne seinen Beistand hätte ich wohl weder meine Schulzeit noch meinen beruflichen Weg so überstanden. Sein Beistand gibt mir bis heute Kraft, mich neuen Aufgaben zu stellen und meinen Weg zu gehen.