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Geschichten aus dem Leben
Schlagwörter: SterbenΙTodΙTodesanzeige

Der Tag, an dem ich die Todesanzeige meiner Mutter fand.

Sonntags bin ich immer nach Bremen gefahren, um meine Mutter Renate zu besuchen. Nach dem Gottesdienst erwartete sie die Kinder und mich zum gemeinsamen Mittagessen. Das Ganze hatte nur ein Problem. Sobald ich Ihre Türschwelle betrat, packte mich eine ungeheure Müdigkeit. Direkt nach dem Essen fragte ich dann immer, ob ich mich ins Bett legen darf. Sie deckte mich dann liebevoll zu und ich schlief sofort ein.

Nach etwa einer Stunde kam ich dann gut ausgeruht, mit etwas Schlaf in den Augen in die Küche und sie spielte dann immer mit den Kindern Gesellschaftsspiele. „Oma, Du bist dran …“ Ich genoss jene Zeit sehr, weil die Kinder dann immer viel Zeit mit der Oma hatten.

Manchmal besuchte ich sie auch allein und dann sprachen wir viel über unseren gemeinsamen Glauben und Jesus Christus. So ging es eigentlich Woche für Woche, bis ich eines Tages etwas früher in ihre Wohnung kam. Es war immer alles hervorragend aufgeräumt und plötzlich sah ich auf ihrem Schreibtisch Ihre vorbereitete Todesanzeige. Das Datum war bislang nicht ausgefüllt, aber alles andere war vorbereitet. „Renate Poppe lebt!“ Als ich es las, schossen mir sofort die Tränen in die Augen und ich musste weinen.

Als sie dann später in ihre Wohnung kam, fragte sie mich, ob ich geweint hätte. Ich schämte mich etwas und sagte: „Aus einem unbekannten Grund sind Pollen in der Luft.“ — Na, dann ist doch gut, sagte sie.
Am liebsten aß ich bei Ihr Kotelett. Manchmal 2–3 frisch paniert. Beim Essen sprachen wir dann über die Anzeige und sie sagte zu mir:

Wenn Du traurig bist, wenn ich gestorben bin, dann zieh’ ich Dir die Ohren lang“.  — meine Mutter mochte es patu nicht, wenn wir Kinder traurig waren. Tatsächlich ist sie dann ein paar Monate später heim gegangen. Ich sagte zu Ihr: „Mama, wir sehen uns wieder!“ . Wir werden den TOD nicht schmecken (Matthäus 16:28).


Hier nun die Anzeige: