1.Samuel 14:1-46 (Die Luther-Bibel 1984, 1999) 1 Es begab sich eines Tages, dass Jonatan, der Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger sprach: Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache der Philister, die da drüben ist. Aber seinem Vater sagte er nichts. 2 Saul aber saß am Rande des Gebietes von Gibea unter dem Granatapfelbaum, der in Migron steht; und die Leute bei ihm waren etwa sechshundert Mann. 3 Und Ahija, der Sohn Ahitubs, des Bruders Ikabods, des Sohnes des Pinhas, des Sohnes Elis, des Priesters des HERRN zu Silo, trug den Priesterschurz. Das Volk wusste aber nicht, dass Jonatan weggegangen war. 4 Es waren aber an dem engen Wege, wo Jonatan hinüberzugehen suchte zu der Wache der Philister, zwei Felsklippen, die eine diesseits, die andere jenseits; die eine hieß Bozez, die andere Senne. 5 Die eine Felsklippe stand im Norden gegenüber Michmas und die andere im Süden gegenüber Geba. 6 Und Jonatan sprach zu seinem Waffenträger: Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache dieser Unbeschnittenen! Vielleicht wird der HERR etwas für uns tun, denn es ist dem HERRN nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen. 7 Da antwortete ihm sein Waffenträger: Tu alles, was in deinem Herzen ist; geh nur hin! Siehe, ich bin mit dir, wie dein Herz will. 8 Jonatan sprach: Wohlan, wir gehen zu den Männern hinüber und zeigen uns ihnen. 9 Werden sie dann zu uns sagen: Steht still, bis wir zu euch herankommen!, so wollen wir an unserm Ort stehen bleiben und nicht zu ihnen hinaufgehen. 10 Werden sie aber sagen: Kommt zu uns herauf!, so wollen wir zu ihnen hinaufsteigen; dann hat sie der HERR in unsere Hände gegeben. Das soll uns zum Zeichen sein. 11 Als sie sich nun beide der Wache der Philister zeigten, sprachen die Philister: Siehe, die Hebräer sind aus den Löchern hervorgekommen, in die sie sich verkrochen hatten. 12 Und die Männer der Wache riefen Jonatan und seinem Waffenträger zu und sprachen: Kommt herauf zu uns, so wollen wir’s euch schon lehren! Da sprach Jonatan zu seinem Waffenträger: Steig mir nach! Der HERR hat sie in die Hände Israels gegeben. 13 Und Jonatan kletterte mit Händen und Füßen hinauf und sein Waffenträger ihm nach. Da fielen sie zu Boden vor Jonatan und sein Waffenträger hinter ihm tötete sie. 14 So traf der erste Schlag, den Jonatan und sein Waffenträger taten, ungefähr zwanzig Mann etwa auf einer halben Hufe Acker, die ein Joch Rinder pflügt. 15 Und es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem freien Felde; und das ganze Kriegsvolk, die Wache und die streifenden Rotten erschraken; und die Erde erbebte. Und so geschah ein Gottesschrecken. 16 Und die Wächter Sauls zu Gibea in Benjamin sahen, wie das Getümmel der Philister hin und her wogte. 17 Da sprach Saul zu dem Volk, das bei ihm war: Zählt und seht, wer von uns weggegangen ist! Und als sie zählten, siehe, da waren Jonatan und sein Waffenträger nicht da. 18 Da sprach Saul zu Ahija: Bringe den Efod herbei! Denn er trug den Efod in jener Zeit vor Israel. 19 Und als Saul noch mit dem Priester redete, wurde das Getümmel im Lager der Philister immer größer. Und Saul sprach zum Priester: Lass es sein! 20 Und Saul und das ganze Volk, das bei ihm war, sammelten sich und kamen zum Kampfplatz. Und siehe, da ging eines jeden Schwert gegen den andern und es war ein sehr großes Getümmel. 21 Auch die Hebräer, die vorher bei den Philistern gewesen und mit ihnen ins Feld gezogen waren, gingen über zu denen von Israel, die mit Saul und Jonatan waren. 22 Und als alle Männer von Israel, die sich auf dem Gebirge Ephraim verkrochen hatten, hörten, dass die Philister flohen, jagten sie hinter ihnen her im Kampf. 23 So half der HERR Israel an diesem Tage. Und der Kampf breitete sich aus bis Bet-Awen. 24 Und als die Männer Israels in Bedrängnis kamen an jenem Tage, belegte Saul das Volk mit seinem Fluch und schwor: Verflucht sei jedermann, der etwas isst bis zum Abend, bis ich mich an meinen Feinden räche! Da aß das ganze Volk nichts. 25 Es waren aber Honigwaben auf dem Felde 26 und als das Volk hinkam zu den Waben, siehe, da floss der Honig. Aber niemand nahm davon etwas mit der Hand in seinen Mund; denn das Volk fürchtete den Schwur. 27 Jonatan aber hatte nicht gehört, dass sein Vater das Volk mit einem Schwur belegt hatte. Und er streckte seinen Stab aus, den er in seiner Hand hatte, und tauchte die Spitze in den Honigseim und führte seine Hand zum Munde; da strahlten seine Augen. 28 Da hob einer aus dem Volk an und sprach: Dein Vater hat das Volk mit einem Fluch belegt und geschworen: Verflucht sei jedermann, der heute etwas isst! So ist das Volk nun matt geworden. 29 Da sprach Jonatan: Mein Vater bringt das Land ins Unglück; seht, wie strahlend sind meine Augen geworden, weil ich ein wenig von diesem Honig gekostet habe. 30 Fürwahr, hätte doch das Volk heute gegessen von der Beute seiner Feinde, die es gemacht hat! Wäre dann die Niederlage der Philister nicht noch größer geworden? 31 Sie schlugen aber die Philister an jenem Tage von Michmas bis nach Ajalon. Und das Volk wurde sehr matt. 32 Und das Volk fiel über die Beute her und sie nahmen Schafe und Rinder und Kälber und schlachteten sie, dass das Blut auf die Erde floss, und aßen das Fleisch über dem Blut. 33 Da sagte man Saul: Siehe, das Volk versündigt sich am HERRN; denn es isst das Fleisch über dem Blut. Er sprach: Ihr habt gefrevelt; wälzt her zu mir einen großen Stein. 34 Und Saul sprach weiter: Zerstreut euch unter das Volk und sagt ihnen, dass ein jeder seinen Stier und sein Schaf zu mir bringen soll, und schlachtet’s hier und esst, damit ihr euch nicht an dem HERRN versündigt mit dem Essen über dem Blut. Da brachte alles Volk, ein jeder, was er hatte, noch in der Nacht herzu und sie schlachteten es dort. 35 Und Saul baute dem HERRN einen Altar. Das war der erste Altar, den er dem HERRN baute. 36 Und Saul sprach: Lasst uns noch in der Nacht hinabziehen den Philistern nach und sie berauben, bis es lichter Morgen wird, und lasst niemand von ihnen übrig. Sie antworteten: Tu alles, was dir gefällt! Aber der Priester sprach: So lasst uns erst hierher vor Gott treten. 37 Und Saul befragte Gott: Soll ich hinabziehen den Philistern nach? Willst du sie in Israels Hände geben? Aber er antwortete ihm an diesem Tage nicht. 38 Da sprach Saul: Lasst herzutreten alle Obersten des Volks und forscht und seht, an wem heute die Schuld liegt. 39 Denn so wahr der HERR lebt, der Heiland Israels: Auch wenn sie bei meinem Sohn Jonatan wäre, so soll er sterben! Aber niemand aus dem ganzen Volk antwortete ihm. 40 Und er sprach zu ganz Israel: Tretet ihr auf die eine Seite, ich und mein Sohn Jonatan wollen auf die andere Seite treten. Das Volk sprach zu Saul: Tu, was dir gefällt. 41 Und Saul sprach zum HERRN: Gott Israels, warum hast du deinem Knecht heute nicht geantwortet? Liegt die Schuld bei mir oder bei meinem Sohn Jonatan, HERR, Gott Israels, so gib das Los »Licht«; liegt die Schuld aber an deinem Volk Israel, so gib das Los »Recht«. Da fiel das Los auf Jonatan und Saul, aber das Volk ging frei aus. 42 Saul sprach: Werft das Los über mich und meinen Sohn Jonatan! Da fiel das Los auf Jonatan. 43 Und Saul sprach zu Jonatan: Sage mir, was hast du getan? Jonatan sagte es ihm und sprach: Ich habe ein wenig Honig gekostet mit der Spitze des Stabes, den ich in meiner Hand hatte; siehe, ich bin bereit zu sterben. 44 Da sprach Saul: Gott tue mir dies und das; Jonatan, du musst des Todes sterben! 45 Aber das Volk sprach zu Saul: Sollte Jonatan sterben, der dies große Heil in Israel vollbracht hat? Das sei ferne! So wahr der HERR lebt: Es soll kein Haar von seinem Haupt auf die Erde fallen, denn Gott hat heute durch ihn geholfen. Und so löste das Volk Jonatan aus, sodass er nicht sterben musste. 46 Aber Saul ließ von den Philistern ab und zog hinauf und die Philister zogen in ihr Land.