Suche:

In einem Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit fand ich mich in einem kargen Raum wieder. Es gab dort nichts – außer einer gewaltigen Wand, die vom Boden bis zur Decke mit unzähligen Karteikästen bedeckt war. Sie erinnerten mich an die alten Karteikästen in Bibliotheken, in denen Bücher alphabetisch oder thematisch geordnet waren. Doch diese Karteikästen trugen ganz andere Beschriftungen.

Sie reichten nach rechts und links, so weit das Auge blicken konnte, ein endloses Meer aus Schubladen. Neugierig trat ich näher, mein Blick fiel auf einen Karteikasten mit der Aufschrift: „Menschen, die ich gemocht habe“. Zögernd öffnete ich ihn und begann, die Karten durchzublättern. Mit Erstaunen – nein, mit Schrecken – erkannte ich jeden einzelnen Namen. Schnell schloss ich den Kasten wieder. In diesem Moment wusste ich, wo ich war. Ohne dass es mir jemand erklären musste, verstand ich: Dieses Zimmer war ein Archiv meines Lebens, jedes Detail genauestens aufgezeichnet.

Jeder Augenblick, jede Tat, ob groß oder klein, war hier festgehalten. Mein Gedächtnis hätte niemals all diese Informationen bewahren können. Verwundert und gleichzeitig von einer unheimlichen Neugier getrieben, begann ich, wahllos andere Karteikästen zu öffnen. Einige zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht, weckten Erinnerungen an schöne Zeiten. Andere erfüllten mich mit Scham, ließen mich erschauern. Instinktiv sah ich mich um, als ob jemand mich dabei beobachten könnte.

Die Beschriftungen waren vielfältig: „Bücher, die ich gelesen habe“, „Lügen, die ich erzählt habe“, „Trost, den ich gespendet habe“, „Worte, die ich meinen Geschwistern an den Kopf geworfen habe“, „Witze, über die ich gelacht habe“. Manches war so detailliert, dass ich schmunzeln musste. Doch andere Kategorien trafen mich hart: „Dinge, die ich in Wut getan habe“, „Gedanken, mit denen ich andere verurteilt habe“.

Ich konnte nicht aufhören, mich zu wundern. Manchmal gab es mehr Karten, als ich befürchtet hatte, manchmal weniger, als ich gehofft hatte. Die schiere Menge überwältigte mich. Hatte ich all das wirklich in 52 Jahren meines Lebens erlebt? Doch jede Karte bewies es. Jede trug meine Handschrift, jede war mit meiner Unterschrift versehen.

Als ich den Karteikasten „Musik, die ich gehört habe“ herauszog, wuchs er, um den Inhalt zu fassen. Ich blätterte und blätterte, aber das Ende schien nie zu kommen. Schließlich gab ich auf, beschämt nicht wegen der Musik, sondern wegen der Zeit, die ich damit verbracht hatte.

Dann entdeckte ich den Kasten „Lustvolle Gedanken“. Zitternd zog ich ihn ein paar Zentimeter heraus, gerade genug, um eine Karte zu entnehmen. Ich wollte gar nicht wissen, wie groß der Kasten wirklich war. Die Details auf den Karten ließen mich erschauern. Ich fühlte mich ertappt, gedemütigt und wütend. „Niemand darf das je sehen! Ich muss diese Karten vernichten!“, dachte ich verzweifelt. Doch egal, wie sehr ich es versuchte – ich konnte sie weder herausreißen noch zerreißen.

Geschlagen und hilflos schob ich den Kasten zurück. Mit der Stirn gegen das Regal gelehnt, entfuhr mir ein Seufzer voller Selbstmitleid.

Da entdeckte ich ihn: den Karteikasten mit der Aufschrift „Menschen, denen ich das Evangelium weitergesagt habe“. Der Griff war heller als die anderen – kaum benutzt. Ich zog ihn heraus. In meinen Händen lag eine winzige Schachtel, kaum zehn Zentimeter lang. Die wenigen Karten darin konnte ich an einer Hand abzählen. Tränen stiegen mir in die Augen, tiefe Schluchzer rissen mich zu Boden. Ich weinte vor Scham und Schmerz.

„Niemand darf je von diesem Zimmer erfahren. Ich muss es verschließen und den Schlüssel für immer verstecken.“, flüsterte ich verzweifelt.

Doch dann geschah es. Ich sah Ihn.

Er betrat das Zimmer. Nein – nicht Er. Nicht hier. Jeder, nur nicht Jesus.

Ich konnte nicht weglaufen, nicht verhindern, dass Er sich umsah. Er begann, die Karteikästen zu öffnen, las meine Karten, und jedes Mal durchzuckte mich ein Stich. In Seinem Gesicht lag unendliche Traurigkeit, die mein Herz zerriss.

Schließlich drehte Er sich zu mir um. Sein Blick war voller Mitgefühl – kein verurteilendes, sondern ein mitleidvolles Mitgefühl. Ich brach erneut in Tränen aus, verbarg mein Gesicht in meinen Händen.

Er kam zu mir, legte sanft Seinen Arm um mich. Er sagte nichts. Er weinte einfach mit mir.

Dann stand Er auf und ging zur Wand der Karteikästen. Einen nach dem anderen zog Er heraus und begann, Seinen Namen über meinen zu schreiben.

„Nein!“, rief ich verzweifelt, „das darfst Du nicht! Dein Name soll nicht auf diesen Karten stehen!“ Ich griff nach einer Karte, wollte sie Ihm entreißen. Doch da war es schon: In kräftigem Rot, geschrieben mit Seinem Blut, stand Sein Name über meinem.

Sanft nahm Er die Karte zurück. Mit traurigem Lächeln fuhr Er fort, Karte um Karte zu unterschreiben. Ich weiß nicht, wie Er es so schnell schaffte, aber im nächsten Moment schloss Er den letzten Karteikasten. Er kehrte zu mir zurück, legte Seine Hand auf meine Schulter und sprach:

„Es ist vollbracht.“

– Eine wahre Odyssee des Nichtstuns

Hermann saß einfach nur da. Still, regungslos und zufrieden, tief in seinen abgewetzten Sessel gelehnt, die Hände auf dem Bauch gefaltet, den Blick ins Leere gerichtet. Für einen Außenstehenden mochte es nach tiefem Nachdenken aussehen – für sie war es nichts als pure Zeitverschwendung.

Unruhig betrat sie den Raum, blieb stehen und musterte ihn mit zusammengekniffenen Lippen.
Wie ein altes Möbelstück, das man längst entsorgen wollte, aber aus irgendeinem Grund doch behalten hatte.

 

Sie spricht ihn an: “Hermann, was machst Du?”

Hermann:

Ich sitze hier.

Sie:

Hermann… ABER was machst du da?

Hermann:

Nichts.

Er blinzelte langsam, als hätte er vergessen, dass Menschen existieren. Seine Antwort war nicht trotzig, sondern rein informativ.

Sie:

Gar nichts?

Sie ließ ihre Worte in der Luft hängen, als könnte sie ihn durch bloße Beharrlichkeit in Bewegung versetzen.

Hermann:

Nein.

Ein Mann, ein Wort. Und dieses Wort war „Nein“.

Sie:

Aber irgendwas musst du doch tun?

Ihr Blick bohrte sich in ihn, als würde sie versuchen, das Geheimnis seines vermeintlichen Nichts zu lüften.

Hermann:

Ich sitze hier.

Die Wahrheit war einfach, aber nicht zufriedenstellend.

Sie:

Denkst du wenigstens an etwas?

Sie klang fast hoffnungsvoll, als wäre ein denkender Hermann ein besserer Hermann.

Hermann:

Nichts Besonderes.

Er rieb sich das Kinn, als müsse er selbst kurz überprüfen, ob sein Kopf tatsächlich in Betrieb war.

Sie:

Dann geh doch mal spazieren.

Ein Vorschlag, beinahe eine Bitte. Bewegung, frische Luft – das sollte ihm doch guttun.

Hermann:

Nein.

Kein langes Nachdenken, keine Zweifel. Einfach nur ein klares Nein.

Sie:

Ich bringe dir deinen Mantel.

Sie ließ sich nicht so einfach abschütteln.

Hermann:

Nein, danke.

Er hob eine Hand, als wolle er eine diplomatische Krise verhindern.

Sie:

Jetzt hättest du doch Zeit, mal etwas zu tun, das dir Spaß macht.

Ein erneuter Versuch, ihn aus seiner Starre zu reißen.

Hermann:

Ich sitze hier, weil es mir Spaß macht.

Eine Tatsache, die für sie offenbar schwer zu akzeptieren war.

Sie:

Sei doch nicht gleich so aggressiv!

Die Worte trafen ihn unerwartet. Aggressiv? Er? Nein.

Hermann:

ICH SCHREIE DOCH GAR NICHT!

Eine Zimmerpflanze auf der Fensterbank zuckte zusammen. Dann herrschte Stille.


Hermann lehnte sich zurück und atmete erleichtert aus. Endlich. Jetzt konnte er sich in Ruhe seinem großen Projekt widmen – dem absoluten, unvergleichlichen, hochprofessionellen Nichtstun.

Hätte Loriot diese Szene gesehen, er hätte wohl anerkennend genickt. Denn nur selten wird das urdeutsche Ringen um Sinn, Aktivität und das vermeintliche Nichts so deutlich wie in den stillen Kämpfen des Alltags – zwischen bequemen Sesseln, ungeduldigen Blicken und der ewigen Frage, ob Nichtstun nicht vielleicht doch eine Kunstform ist.

Diese Geschichte handelt von Erino Dapozzo, der hier seine eigene Weihnachtsgeschichte erzählt.

Es ist eine unendlich traurige, aber auch eine sehr schöne Weihnachtsgeschichte. Traurig, weil sie von der entsetzlichen Dunkelheit menschlicher Grausamkeit und Sünde spricht; schön, weil sie uns viel von der Menschen verändernden Liebe und Treue Gottes erfahren lässt.

Erino berichtet:

„Während der NS-Regierung wurde ich 1943 von einem deutschen Militärgericht zum Tode verurteilt. Da ich verheiratet war und vier Kinder hatte, wurde das Urteil in eine ‚mildere Strafe‘ umgewandelt. Man brachte mich in ein deutsches Konzentrationslager. Neun Monate nach meiner Einlieferung ins Lager wog ich nur noch 90 Pfund. Mein Körper war mit Wunden bedeckt, dazu hatte man mir den rechten Arm gebrochen und mich ohne ärztliche Behandlung gelassen.

Am Weihnachtsabend 1943 saß ich mit anderen Männern im Lager zusammen, als mich der Kommandant rufen ließ. Ich erschien mit entblößtem Oberkörper und barfuß. Er dagegen saß vor einer reich gedeckten, festlichen Tafel. Ich musste stehend zusehen, wie er eine Stunde lang aß. Und in dieser Stunde setzte er mir schwer zu, weil ich Christ war und meinen gefangenen Kameraden von der Hoffnung auf das ewige Leben und von Jesus Christus und seiner Liebe predigte. In diesem Augenblick wurde ich vom ‚Bösen‘ versucht, und ich hörte in meinem Herzen, wie der Teufel mir zuflüsterte: ‚Dapozzo, glaubst du immer noch an den Gott des dreiundzwanzigsten Psalms?‘ Und ich flehte still zu meinem himmlischen Vater um Kraft und Mut und konnte schließlich sagen: ‚Ja, ich glaube an Ihn!‘

Eine Ordonnanz brachte Kaffee und ein Päckchen Kekse herein. Der Lagerkommandant begann, auch diese zu essen. Dann wandte er sich an mich: ‚Deine Frau ist eine gute Köchin, Dapozzo.‘ Ich verstand nicht, was er damit meinte. Dann erklärte er mir: ‚Seit sieben Monaten schickt dir deine Frau Pakete mit kleinen Kuchen. Ich habe sie mit großem Vergnügen aufgegessen!‘

Wieder musste ich gegen die Versuchung ankämpfen, ihn zu hassen und Gott anzuklagen. Ich wusste, dass meine Frau und meine Kinder sehr wenig zu essen hatten. Von ihren ohnehin kargen Rationen hatten sie Mehl, Fett und Zucker abgespart, um mir etwas schicken zu können, und dieser Mann hier hatte die Nahrung meiner Kinder gegessen! Wieder flüsterte mir der Teufel zu: ‚Hasse ihn, Dapozzo, hasse ihn!‘ Und wieder betete ich. Und Gott bewahrte mich davor, dass der Hass von mir Besitz ergriff. Dann bat ich den Kommandanten, er möge mir doch einen der Kekse reichen. Ich wollte ihn nicht essen, sondern nur anschauen und an meine Kinder denken. Aber der Peiniger gewährte mir meine Bitte nicht. Stattdessen verfluchte er mich. Darauf sagte ich zu ihm: ‚Sie sind ein armer Mann, Kommandant, doch ich bin reich, denn ich glaube an Gott und bin durch das kostbare Blut Jesu Christi erlöst.‘ Da wurde er sehr böse und schickte mich ins Lager zurück.

Als der Krieg vorüber war und ich auf freiem Fuß war, hielt ich Ausschau nach diesem Lagerkommandanten. Die meisten einstmals befehlenden Offiziere waren erschossen worden; ihm jedoch war es gelungen, zu entkommen und unterzutauchen. Zehn Jahre lang suchte ich ihn vergebens. Doch schließlich fand ich ihn, und eines Tages ging ich ihn besuchen. Er erkannte mich nicht mehr wieder. Daraufhin sagte ich ihm: ‚Ich bin Nummer 17531. Erinnern Sie sich an Weihnachten 1943?‘ Nun erinnerte er sich an all das Grauen. Er und seine Frau bekamen plötzlich furchtbare Angst. Zitternd fragte er: ‚Sie sind gekommen, um sich zu rächen?‘ ‚Ja‘, antwortete ich und öffnete ein Paket, das ich mitgebracht hatte. Ein großer Kuchen kam zum Vorschein. Ich bat seine Frau, Kaffee zu kochen. Dann haben wir zusammen Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Der Mann sah mich völlig verwirrt an. Er konnte nicht verstehen, warum ich so handelte. Schließlich begann er zu weinen und bat mich um Verzeihung. Daraufhin sagte ich, dass ich ihm, um der Liebe Jesu Willen, vergeben hätte.

1. Johannes 4:19
Wir lieben, weil ER uns zuerst geliebt hat.

Ein Jahr später bekannte der ehemalige Lagerkommandant seine entsetzliche Schuld Jesus Christus, und auch seine Frau übergab ihr Leben Jesus. Beide durften befreiende Vergebung von allen ihren Sünden erfahren.

1. Johannes 1:9
Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist ER treu und gerecht, dass ER uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.

Weihnachten wird es dort, wo Menschen von ganzem Herzen vergeben.

Und wo Menschen die göttliche Botschaft vernehmen, Jesus als den Herrn ihres Lebens anzunehmen und demütig und dankbar bekennen:

Auch mir ist heute der Heiland geboren. Denn ER lädt mich ein, meinen Schmerz, meine Ängste, mein schlechtes Gewissen, all meine furchtbaren Verfehlungen und Sünden, ja, meine Einsamkeit und meine tiefe Traurigkeit Ihm zu übergeben.


Man sagt, man könne es nicht jedem recht machen. Doch was geschieht, wenn diese unausweichliche Wahrheit von denen kommt, die man liebt? Den Menschen, die einem am nächsten stehen? Dieser Satz trifft tief, er schneidet in die Seele wie ein scharfer Wind. Und der Schmerz bleibt.

Ein Bild drängte sich mir auf: eine Schraubzwinge aus der Tischlerei. Langsam, Stück für Stück, baut sie ihren Druck auf. Ohne Eile, doch unaufhaltsam, presst sie dich zusammen, macht dich kleiner. Egal, ob du dich für A oder B entscheidest – es ist falsch, denn die Antwort war C. Immer C.

Manche zerbrechen an diesem Druck. Andere stemmen sich verzweifelt dagegen, bis ihnen die Kraft ausgeht. Du stehst zwischen zwei Wegen, eingezwängt, und fragst dich, wie lange du noch durchhalten kannst.

  • Der erste Weg: Du kämpfst weiter. Versuchst, es jedem recht zu machen, gibst endlose Erklärungen ab – und bist trotzdem falsch.
  • Der zweite Weg: Du flüchtest. Schlägst eine Tür zu, hinter der du hoffst, Frieden zu finden. Aber der Schmerz reist mit.

Die Last der Liebe

Als Kind habe ich erlebt, wie sich meine Eltern trennten. Es war ein Rätsel für mich, warum Menschen, die sich einst liebten, plötzlich nicht mehr zueinander fanden. Der Druck in unserem Zuhause war spürbar: wenig Geld, vier Kinder, und ein Vater, der immer arbeitete oder zu erschöpft war, um präsent zu sein. Meine Mutter trug die Verantwortung allein, bis sie sie nicht mehr tragen konnte. Sie ging.

Damals lief ein Lied im Radio: „Ich will hier raus! Weg! Fort!“ Es war, als spräche es aus, was sie fühlte. Doch ich verstand es erst später, als ich selbst lernte, was es heißt, von Druck erdrückt zu werden.


Wenn Flucht keine Lösung ist

Ich habe oft von einem Neuanfang geträumt. Einfach die Koffer packen, wie in „Ich war noch niemals in New York“. Autostopp, weg von allem. Doch was ich nicht wusste: Der Druck lässt sich nicht hinter dir zurücklassen. Er ist wie ein Schatten, der dich einholt.

Es gibt einen anderen Weg, einen schwereren: Den anderen lieben. Ihn verstehen. Ihn tragen, selbst wenn es dich an die Grenze bringt. Es erfordert eine Kraft, die über das Menschliche hinausgeht.


Vergebung als Schlüssel

Als meine Mutter im Sterben lag, stellte ich ihr eine Frage, die mich seit Jahren beschäftigte: „Warum hast du Papa nicht einfach angerufen und gesagt, dass du Hühnerfrikassee für ihn gekocht hast?“ Sie lachte bitter und sagte: „Bist du verrückt? Nach allem, was er mir angetan hat?“

Doch dann sah ich, wie sie zu meinem Vater blickte, der an ihrer Bettkante saß. Sie sagte leise: „Ich habe dir vergeben. Und du mir.“ Sie nannte ihn wieder bei seinem Spitznamen. Und plötzlich war da Frieden.

Zwei Wochen später ging sie. Doch in ihrem letzten Moment hinterließ sie mir eine Lektion, die ich nie vergessen werde: Vergebung hat die Macht, die Schraubzwinge zu lösen.


Die Kunst des Aushaltens

Liebe ist nicht einfach. Sie ist kein sanftes Gefühl, das uns mühelos trägt. Sie ist eine Entscheidung. Eine Kunst, die Geduld und Hingabe verlangt. Den anderen zu tragen, wenn er fällt. Ihm zu vergeben, auch wenn es schwerfällt. Liebe ist ein täglicher Akt des Mutes.

Doch woher nehmen wir die Kraft? Niemand kann diese Last allein tragen. Für mich liegt die Antwort in meinem Glauben. Jesus Christus hat mir gesagt: „Meine Kraft ist in deiner Schwachheit mächtig.“

Er hat den größten Druck getragen – Spott, Ablehnung, Schmerz. Und dennoch hat er geliebt. Bedingungslos.


Du bist nicht falsch.

Denn du liebst. Und diese Liebe, selbst unter größtem Druck, ist niemals vergebens.

Es war einmal ein König, der nach alter Sitte einen Hofnarren beschäftigte. Dieser Narr war nicht nur dazu da, den König mit seinen Späßen zu unterhalten, sondern hatte das seltene Privileg, die Wahrheit zu sagen – selbst wenn sie bitter war. Doch die Wahrheit aus dem Mund eines Narren wurde nicht als Beleidigung aufgefasst. Wenn sie zu sehr schmerzte, sagte man schlicht: „Er ist halt ein Narr.“

Eines Tages, in einem Moment ungewöhnlicher Laune, überreichte der König dem Narren einen goldenen Stab, an dessen Ende Glöckchen klingelten. „Nimm diesen Stab“, sprach der König, „denn du bist gewiss der größte Narr, den es gibt. Solltest du jedoch jemals jemanden treffen, der närrischer ist als du, so übergib ihm diesen Stab.“

Der Narr nahm den Stab an, ohne zu zögern, und trug ihn von diesem Tag an bei sich. Jahre vergingen, und die Glöckchen des Stabes kündigten den Narren überall an. Doch er fand niemanden, der ihn an Narrheit übertraf.

Eines Tages aber kam die Nachricht, dass der König im Sterben lag. Der Narr, neugierig wie immer, sprang in das Krankenzimmer und rief: „Majestät, ich höre, Ihr wollt eine große Reise antreten.“

„Ich will nicht“, antwortete der König matt, „aber ich muss.“

Der Narr hob eine Augenbraue. „Oh, Ihr müsst? Gibt es etwa eine Macht, die noch über Euch steht? Nun, dann werdet Ihr sicher bald zurückkommen?“

„Nein“, stöhnte der König, „von der Reise, die ich antrete, kehrt man nicht zurück.“

„Dann habt Ihr diese Reise gewiss lange vorbereitet“, mutmaßte der Narr. „Ihr habt sicher alles geregelt, um in jenem Land königlich aufgenommen zu werden.“

Der König schüttelte müde den Kopf. „Das habe ich versäumt. Ich hatte nie Zeit, mich darauf vorzubereiten.“

„Ihr wusstet also, dass diese Reise bevorsteht?“, hakte der Narr nach.

„Natürlich“, erwiderte der König. „Aber ich war zu beschäftigt.“

Da legte der Narr den goldenen Stab sanft auf das Bett des Königs und sprach: „Majestät, Ihr habt mir aufgetragen, diesen Stab dem größten Narren zu überreichen. Ich glaube, der Stab gehört nun Euch. Ihr wusstet, dass Ihr diese Reise antreten müsst, habt Euch aber nicht darauf vorbereitet. Majestät, Ihr seid der größte Narr.“

Der König, nun von tiefer Erkenntnis ergriffen, blickte auf den Stab in seiner Hand. Sein Leben, das er in Macht und Reichtum verbracht hatte, schien plötzlich leer und unvorbereitet auf das Kommende.

 

 

Ein Vater hatte fünf Söhne, die er von Herzen liebte. Jeden Tag spielten sie gemeinsam im Garten, lachten und tobten, und ihr fröhliches Lachen erfüllte das Haus. Sie waren glücklich und zufrieden, doch wie es bei Geschwistern oft der Fall ist, kam es hin und wieder zu kleinen Streitereien. Dann rief der Vater sie liebevoll zu sich, setzte sich mit ihnen auf die alte Holzbank im Schatten des Apfelbaums und sprach sanft: „Meine Jungs, denkt daran, ihr seid Brüder. Ihr müsst aufeinander achtgeben und einander unterstützen. So bleibt unser Zuhause ein Ort des Friedens.“

Als die Jahre vergingen und die Kinder heranwuchsen, saßen sie eines Abends bei ihrem Vater am Kamin. Die Flammen warfen tanzende Schatten an die Wand, und einer der Söhne fragte zögerlich: „Papa, liebst du uns alle gleich?“ Der Vater lächelte, zog sie in eine Umarmung und sagte: „Natürlich liebe ich euch alle gleich. Jeder von euch ist einzigartig, und genau das macht euch so besonders. Eure Unterschiede sind ein Geschenk – so wie ihr für mich ein Geschenk seid.“ Dann kitzelte er sie, bis sie in schallendes Gelächter ausbrachen, und segnete sie mit einem stillen Gebet in seinem Herzen.

Die Zeit verging, und aus den Jungen wurden junge Männer, stark und selbstbewusst. Eines Tages suchten sie erneut den Rat ihres Vaters. „Papa, welchen Beruf sollen wir wählen?“ fragten sie ihn gemeinsam. Der Vater sah sie lange an und sprach dann mit seiner sanften, weisen Stimme: „Meine Kinder, jeder von euch hat Gaben, die nur ihm gegeben wurden. Nutzt sie gut, um anderen zu dienen und dabei Freude zu finden. Seid füreinander da, so wie ich es euch gelehrt habe.“ Er küsste sie auf die Stirn, wie er es immer getan hatte, und segnete sie.

Die Brüder gingen ihren Weg: Martin wurde Maurer und baute Häuser mit seinen geschickten Händen. Ewald, voller Neugier für alles Technische, wurde Elektriker und brachte Licht in dunkle Räume. Thomas, der ein Händchen fürs Basteln hatte, wurde Tischler und schuf wunderschöne Möbelstücke. Klaus entschied sich, Klempner zu werden, und sorgte dafür, dass Wasser ungehindert floss. Der jüngste Bruder, Benjamin, war unsicher und voller Zweifel an sich selbst. Doch mit viel Mühe schaffte er seine Prüfung und begann als Hilfsarbeiter.

Ihr Vater beobachtete sie voller Stolz, wie sie ihren Berufen nachgingen und eigene Wege fanden. Doch eines Tages, bei einem Familientreffen, kam es zu einem heftigen Streit. Martin, der älteste, erhob sich von seinem Platz und verkündete: „Ich bin der Einzige von uns, der ein richtiger Handwerker ist. Ich baue Häuser, die Jahrhunderte überdauern werden!“ Seine Worte trafen Thomas so sehr, dass er in Tränen ausbrach. Klaus versuchte, sich zu wehren: „Wir haben alle hart gearbeitet und unsere Prüfungen bestanden! Selbst Benjamin hat es geschafft.“ Doch Martin lachte nur und sagte: „Ein Helm macht einen Handwerker. Habt ihr einen Helm?“

Der Vater, der den Streit aus der Tür beobachtet hatte, trat in den Raum. Seine ruhige Präsenz brachte die Brüder zum Schweigen. „Setz dich, Martin,“ sagte er mit fester Stimme. „Dein Helm macht dich nicht besser oder wichtiger als deine Brüder. Jeder von euch trägt etwas bei, das wertvoll und notwendig ist.“

Doch am nächsten Tag erreichte sie eine schreckliche Nachricht: Der kleine Benjamin hatte versucht, sich das Leben zu nehmen. Die Brüder eilten ins Krankenhaus und standen um sein Bett. Das leise Piepen der Geräte erfüllte den Raum, und die Last der Schuld lag schwer auf ihnen. Plötzlich brach Martin in Tränen aus: „Vater, ich habe gesündigt. Ich habe meine Brüder erniedrigt und Benjamins Herz gebrochen.“ Er nahm seinen Helm und legte ihn sanft auf Benjamins Bettdecke. „Ich dachte, ich sei besser als sie. Aber ich sehe jetzt, wie falsch ich lag.“

Der Vater legte seine Hände auf ihre Schultern und sagte: „Wir alle machen Fehler, doch der größte Vater, Gott selbst, vergibt uns durch seinen Sohn. Lasst uns gemeinsam beten.“ Sie knieten nieder, und ihre Herzen wurden durch das Gebet leicht. Als sie „Amen“ sagten, öffnete Benjamin seine Augen. Es war, als wäre er nur kurz eingeschlafen. Die Brüder stürzten sich freudig auf ihn, umarmten ihn und erzählten ihm alles, was geschehen war.

Martin nahm seinen Helm, setzte ihn Benjamin auf und sagte mit einem Lächeln: „Von jetzt an bist du unser Maurer.“ Doch Benjamin schüttelte den Kopf. „Ich werde nie ein Maurer sein, auch kein Tischler, Elektriker oder Klempner. Aber ich werde immer euer kleiner Bruder bleiben und euch helfen, wo ich kann.“ Der Vater lächelte und sprach: „Denkt daran, wenn ein Haus gebaut wird, braucht es viele Gaben, und jede ist gleich wichtig.“

Die Brüder lachten, umarmten einander und beschlossen, in Frieden zu leben. Benjamin, mit seinem humorvollen Grinsen, sagte: „Vielleicht sollten wir eine Firma gründen. Ich bin dann der Chef!“ Sie lachten alle, und der Vater sah sie voller Liebe an. „Gott segne euch, meine Söhne,“ sagte er, „und bewahrt diesen Frieden in euren Herzen.“

Die Kindheit von Thomas Edison

  • Geburt: Thomas Alva Edison wurde am 11. Februar 1847 in Milan, Ohio, USA, als jüngstes von sieben Kindern geboren. Seine Familie zog später nach Port Huron, Michigan.
  • Gesundheit und Hörverlust: Als Kind war Edison häufig krank. Eine Scharlacherkrankung und eine spätere Ohrverletzung führten zu einem zunehmenden Hörverlust, der ihn schließlich fast taub machte.
  • Schule und Lernen: Edison besuchte nur wenige Monate die Schule. Seine Lehrer hielten ihn für „geistig zurückgeblieben“, weil er Fragen stellte, die außerhalb des normalen Lehrplans lagen. Seine Mutter, eine ehemalige Lehrerin, entschied sich, ihn zu Hause zu unterrichten. Sie weckte in ihm eine Liebe zum Lesen und Lernen.

Die Jugendjahre: Neugier und Unternehmergeist

  • Schon als Junge zeigte Edison einen außergewöhnlichen Unternehmergeist. Mit 12 Jahren arbeitete er als Zeitungsverkäufer und Telegrafist.
  • Während dieser Zeit führte er erste Experimente durch. Er richtete ein kleines Labor in einem Waggon der Eisenbahn ein, in der er arbeitete. Ein Chemieunfall brachte ihm jedoch Ärger ein, und das Labor wurde geschlossen.

Die frühen Erfindungen

  • Edison begann als Telegrafist zu arbeiten, wo er seine ersten Erfindungen machte. Er entwickelte verbesserte Telegrafensysteme und erlangte schnell Anerkennung für seine technischen Fähigkeiten.
  • Seine erste bedeutende Erfindung war ein automatischer Stimmenzähler, der jedoch ein kommerzieller Misserfolg war.

Der Durchbruch mit der Glühbirne

  • Edison widmete sich der Verbesserung von elektrischer Beleuchtung. Obwohl er nicht der erste war, der eine Glühbirne erfand, machte er sie praktikabel. Er arbeitete daran, eine langlebige Kohlefaden-Glühbirne und ein effizientes Vakuum für die Lampe zu entwickeln.
  • Am 21. Oktober 1879 ließ Edison eine Glühbirne mehr als 13 Stunden lang leuchten. Dies war ein Wendepunkt in der Geschichte der Beleuchtung.
  • Edison baute ein vollständiges System für elektrische Energieversorgung, einschließlich Generatoren und Leitungsnetzen, was die Verbreitung der Glühbirne ermöglichte.

Edison als Unternehmer und Erfinder

  • Edison gründete zahlreiche Unternehmen, darunter die berühmte Edison Electric Light Company, die später zu General Electric wurde.
  • Insgesamt meldete er mehr als 1.000 Patente an. Zu seinen weiteren Erfindungen gehören der Phonograph, der Kinetoskop (ein früher Filmprojektor) und Verbesserungen bei Batterien und Telefonen.

Edison und seine Behinderung

  • Edison sah seine Hörbehinderung nie als Hindernis. Stattdessen betrachtete er sie als Vorteil, da sie ihn von Ablenkungen abschirmte und ihm half, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
  • Er sagte einmal: „Meine Taubheit war für mich eher ein Segen als ein Fluch, denn sie hat mich vor unnötigen Geräuschen bewahrt.“

Das Erbe von Thomas Edison

  • Edison starb am 18. Oktober 1931 in West Orange, New Jersey, im Alter von 84 Jahren.
  • Sein Lebenswerk hat die moderne Welt geprägt. Seine Erfindungen und sein Innovationsgeist inspirieren bis heute.

Die Geschichte von Thomas Edison zeigt, dass Entschlossenheit und Kreativität alle Hindernisse überwinden können.

Die Schulzeit von Thomas Edison

Als kleiner Junge war Thomas Edison neugierig, voller Fragen und ungewöhnlicher Ideen. Er begann im Alter von sieben Jahren die Schule zu besuchen. Doch sein Schulbesuch sollte nur wenige Monate dauern.

Edison fiel seinem Lehrer als unruhig und eigenwillig auf. Seine ständige Fragerei und sein Drang, Dinge zu hinterfragen, wurden nicht als Zeichen von Intelligenz, sondern als Problem angesehen. Der Lehrer beschrieb ihn sogar als „geistig zurückgeblieben“ und für den normalen Unterricht „ungeeignet“. Diese Worte verletzten Edison zutiefst.

Der Brief der Schule

Eines Tages brachte Edison seiner Mutter einen verschlossenen Brief von der Schule mit, den nur sie lesen sollte. Als seine Mutter den Brief las, kamen ihr die Tränen. Der kleine Thomas fragte sie, was in dem Brief stehe. Sie lächelte und sagte:

„In dem Brief steht, dass du ein außergewöhnlich begabtes Kind bist. Die Schule ist zu klein für dich und deine Talente. Sie haben keine Lehrer, die dich so unterrichten können, wie du es brauchst. Ich werde dich von nun an selbst unterrichten.“

Seine Mutter hielt ihr Versprechen. Sie förderte seinen Wissensdurst, brachte ihm das Lesen bei und unterstützte ihn bei seinen Experimenten. Thomas wuchs in einer Umgebung auf, in der er ermutigt wurde, seine Talente frei zu entfalten.

Die Wahrheit über den Brief

Viele Jahre später, als Edison bereits berühmt war, fand er zufällig den alten Brief seiner Schule. Darin stand etwas völlig anderes:

„Ihr Sohn ist geistig zurückgeblieben. Wir können ihn nicht weiter unterrichten. Bitte holen Sie ihn von der Schule.“

Beim Lesen des Briefes wurde Edison tief bewegt. Er erkannte, dass seine Mutter ihn damals vor der harten Wahrheit geschützt hatte und ihm den Glauben an sich selbst gegeben hatte. Er sagte später:

„Meine Mutter hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Sie hat an mich geglaubt, als sonst niemand es tat.“

Fazit

Diese Geschichte zeigt, wie entscheidend es ist, dass ein Mensch in seinem Leben jemanden hat, der an ihn glaubt. Ohne den Glauben und die Unterstützung seiner Mutter hätte Edison vielleicht nie die Chance gehabt, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten zu entfalten. Dank ihrer Liebe und Fürsorge wurde er zu einem der größten Erfinder der Geschichte.

Eine Geschichte über Hoffnung und Erlösung

Im 17. Jahrhundert lebte in England ein Mann namens John Bunyan. Dieser Mann wurde um seines Glaubens willen viele Jahre lang inhaftiert. Gefängnisse sind oft Orte der Tristesse, doch für Bunyan wurden sie zu einem Ort der Inspiration. Während seiner Gefangenschaft schrieb er ein wunderbares Buch 1, das bis heute relevant und beeindruckend ist. Es schildert das Leben eines Christen als eine gefährliche, abenteuerliche Wanderung voller Herausforderungen und Hoffnung.

Die Geschichte beginnt in der “Stadt Welt”, in der ein Mann in tiefer Unruhe lebt. Immer wieder denkt er: „Es stimmt hier etwas nicht. Ich bin friedelos und unglücklich. Ich muss hier raus!“ Verzweifelt sucht er Trost bei seiner Frau, doch sie wiegelt ab: „Du bist einfach nervös. Du brauchst nur Erholung.“ Doch die innere Unruhe lässt ihn nicht los.

Eines Tages wird ihm klar, dass er handeln muss. „Es hilft nichts“, denkt er. „Ich muss diese Stadt verlassen.“ Und so beginnt seine Reise. Doch kaum hat er sich auf den Weg gemacht, spürt er die Last seiner Schuld schwer auf seinen Schultern. Mühsam wandert er weiter, bis er auf einen Pfad stößt, der ihn ins Gebirge führt. Der Weg wird steiler, die Last auf seinem Rücken drückt ihn fast zu Boden. Er kann kaum noch weiter.

Dann, an einer Wegbiegung, sieht er plötzlich ein Kreuz vor sich. Beinahe kraftlos sinkt er davor nieder. Seine Hände klammern sich an das Kreuz, und er richtet seinen Blick nach oben. In diesem Augenblick geschieht das Wunder: Die schwere Last löst sich von seinen Schultern und rollt polternd in einen Abgrund. Der Mann spürt zum ersten Mal in seinem Leben echte Freiheit und Frieden.

Er erkennt, dass das Kreuz ein Symbol für die Erlösung ist, die nur durch Jesus Christus möglich ist. In seinem Herzen spricht er:

„Da blick ich auf und sehe
Im Geiste Gottes Lamm,
Wie es für mich geblutet hat
Und starb am Kreuzesstamm.

Dann muss ich schamhaft gestehn:
Zwei Wunder ich hier find:
Das Wunder seiner großen Lieb’,
Und meine großen Sünd’.“

Die Vergebung seiner Sünden erfüllt ihn mit tiefer Dankbarkeit. Der Heiland hat für ihn bezahlt, die Schuldkette ist zerbrochen, die Last ist verschwunden. Nun versteht er, warum die Reise aus der “Stadt Welt” notwendig war: Nur Jesus konnte ihm Frieden schenken und ihn erlösen.

Diese Geschichte erzählt von einem Glaubensweg, der jeden Menschen inspirieren kann, der auf der Suche nach Frieden und einem tieferen Sinn im Leben ist.

Im Jahr 1816 und 1817 war ein sogenanntes „Missjahr“, wie es seit Menschengedenken nicht mehr gewesen ist. Dennoch hatte sich mein Vorfahre Arnold Breitenbach im Notjahr 1817 verheiratet. Er war damals 25 Jahre alt und meine Urgroßmutter Friederike war 21 Jahre alt. Nach einem Jahr ohne Sommer herrschten vielerorts Hunger und Armut. Die Menschen aßen buchstäblich Hunde, Katzen und sogar Sägemehlbrot. Schuld an dem Elend war der Vulkan Tambora im fernen Indonesien, dessen Aschewolken für einen schrecklich kalten Sommer sorgten.

Im Bergischen Land erwarb Arnold Breitenbach für sich und seine Frau ein kleines Häuschen. Es sollte 350 Taler kosten, war aber so baufällig, dass man vom Keller bis in den Himmel sehen konnte. Wenn es stark regnete, mussten sie die Betten verschieben, um eine trockene Stelle zu finden.

Die Urgroßmutter war fromm, ebenso der Urgroßvater, doch er besaß innerlich mehr Glauben als sie. Er hatte eine tiefe Herzenserfahrung gemacht und eine klare Bekehrung erlebt. In der ganzen Gegend gab es jedoch niemanden, der diese innige Beziehung zu Jesus mit ihm teilte. Bald war er überall als der „fromme Schuhmachermeister“ bekannt. Es gab zu dieser Zeit kaum christliche Erbauungsliteratur oder sonstige Hilfsmittel außer der Bibel und die las er eifrig.

Der Urgroßvater war ein tüchtiger Arbeiter. Er verdiente am Tag acht Groschen und zog mit diesem schmalen Einkommen insgesamt elf Kinder groß. Bald stellte sich ein Engpass ein: Man brauchte dringend ein weiteres Bett. Die Kinder schliefen zwischen den Eltern, das Baby in der Wiege stieß bereits mit Kopf und Füßen an, und die Mutter war schon wieder schwanger. Wenn Gott ihnen ein weiteres Kind schenken würde, musste dringend ein neues Bett her.

Bald bot sich eine günstige Gelegenheit. In den Dörfern wurde Hausrat zwangsversteigert. Dabei konnte man allerlei Mobiliar und Inventar erwerben, darunter auch Betten. „Arnold,“ sagte die Urgroßmutter, „das ist die Gelegenheit. Geh und kaufe ein Bett. Wir haben 17 Taler gespart. Das wird wohl reichen.“

Der Urgroßvater, ein eher schweigsamer Mann, hörte sich den Vorschlag an. Seine Frau hingegen war eine redselige Person, die zu erzählen wusste wie ein Wasserfall. Am Tag der Versteigerung zog der Urgroßvater seinen blauen Wams an und steckte die 17 Taler ein. Da bekannt war, dass Arnold Breitenbach weder die Wirtschaft noch den Tanzboden besuchte, sorgte sein Erscheinen auf der Versteigerung für Verwunderung.

„Seht mal, da kommt der fromme Breitenbach!“ rief einer. „Na, Meister Breitenbach, was wollt Ihr denn kaufen?“

„Ich muss ein Bett kaufen,“ entgegnete er.

Die Versteigerung begann. Es wurde getrunken, geschwatzt und gelacht. Plötzlich brachte man ein großes Buch hervor. Der Gerichtsvollzieher rief: „Das ist eine Berleburger Bibel mit vielen erklärenden Zusätzen. Wer will die Bibel kaufen?“

Aus dem Publikum hörte man Witze, verdrehte Bibelzitate und Spott. Ein Kaufmann bot 15 Groschen, denn er brauchte Einwickelpapier. Das konnte der Urgroßvater nicht zulassen und bot einen Taler. Sofort wurden die Köpfe zusammengesteckt, um den Preis hochzutreiben. Schließlich bot jemand 16 und einen halben Taler. Der Urgroßvater bot jedoch 17 Taler.

Alles verstummte. „Zum Ersten, zum Zweiten, und zum Dritten!“, rief der Gerichtsvollzieher. „Verkauft! Meister Breitenbach hat die Bibel für 17 Taler gekauft.“

Die Menge spottete: „Wollte er nicht ein Bett kaufen?“ Der Urgroßvater zahlte die 17 Taler, nahm die Bibel und ging nach Hause. Ein Bett konnte er nicht mehr kaufen.

Daheim fragte seine Frau: „Was hast du da?“

„Eine Bibel.“

„Und was ist mit dem Bett?“

„Das habe ich nicht gekauft.“

„Und warum nicht?“

„Die Bibel ist schuld.“

„Was hat die Bibel gekostet?“

Nach einer langen Pause sagte Arnold: „17 Taler.“

Die Urgroßmutter war fassungslos und ging, während der Abendsegen gelesen wurde, hinaus vor die Tür. Der Urgroßvater sagte nur: „Ich konnte es nicht ertragen, wie Gottes Wort verspottet wurde.“

Am nächsten Morgen erschien der Müllermeister aus der Nachbarschaft. Er hatte alles seiner Frau erzählt, die darauf bestanden hatte, die Breitenbachs zu unterstützen. Auf einem Karren brachte der Müllergeselle zwei Betten, frisch gestopfte Deckbetten und Kissen. Die Frau des Müllers hatte darauf bestanden, dass die Breitenbachs diese Geschenke annehmen sollten.

Am Abend lagen zwei Kinder glücklich in den neuen Betten. Der Urgroßvater las aus Psalm 37: „Habe deine Lust am Herrn, der wird dir geben, was dein Herz wünscht. Befiehl dem Herrn deinen Weg, und er wird’s wohl machen.“

Ende!


Übersetzung🇨🇿 История о Библии из Берлебурга

Sprecher: Alexander Kensington
Autor: Überlieferung

Es ist ein herrlicher Sommertag. Ein Vater ist mit seinem kleinen Sohn am Strand, und sie bauen gemeinsam eine Sandburg. Mit viel Freude und Engagement holt der kleine Junge immer wieder Wasser aus dem Meer und buddelt mit seiner leuchtend gelben Schaufel. Auch der Vater gibt sich viel Mühe. Mit seinen kräftigen Händen streicht er den goldgelben Sand glatt und modelliert eine wunderschöne Sandburg.

Nach einer Weile kommt eine Gruppe Jugendlicher vorbei und staunt über die herrliche Burg aus Sand. Sie bleiben kurz stehen, sagen jedoch nichts, bevor sie weitergehen. Auch ein älterer Mann mit seinem Hund ist beeindruckt, wie der Vater sich viel Zeit für seinen Sohn nimmt. Nachdem der Hund kurz gebellt hat, gehen auch sie wortlos weiter.

Gegen Abend, als die Burg mit ein paar kleinen Fähnchen an den Türmen verziert wurde, kommt die Strandaufsicht zu den beiden. „Ihr habt euch wirklich viel Mühe gegeben“, sagt der Mann. „Aber wenn die Flut kommt, wird alles weggespült.“ Mit selbstbewusster Stimme antwortet der kleine Junge: „Die Sandburg habe ich ganz alleine gebaut, und das wird bestimmt nicht passieren! Ich habe sie mit Muscheln und kleinen Steinchen verziert.“ Die Strandaufsicht blickt erstaunt zum Vater des Jungen und bemerkt die Tränen in seinen Augen. „Na dann wünsche ich euch noch einen schönen Abend!“, sagt er und geht weiter.

Sicherlich wäre es gut, wenn die Geschichte hier zu Ende gewesen wäre… An jenem Abend, nachdem es dunkel geworden war, machte der Vater sich mit seinem Sohn auf den Weg nach Hause. Er hielt ihn ganz fest an der Hand. Sie gingen noch etwas essen, während die Flut die Sandburg mit einer einzigen Welle davonspülte.

Ein paar Jahre später saß der kleine Junge von damals an einem anderen Strand. Er war mittlerweile erwachsen geworden und dachte an damals. Warum hatte er nur gesagt, er habe die Sandburg alleine gebaut? Die Tränen rollten über sein Gesicht, und er sagte: „Danke, lieber Papa.“

Ende!

Eine Kurzgeschichte von Patrick Schwarz


Anmerkung:
Alles, was uns umgibt, wurde uns von Gott anvertraut. Wenn wir meinen, wir hätten es aus eigener Kraft geschaffen, so liegen wir falsch.
Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. (Kolosser 1:16)
Wir Menschen vergessen viel zu oft DANKE zu sagen.

 

Die Sonne schien warm an diesem Nachmittag, während eine kleine Menschenmenge sich um einen Mann scharte, der auf einem Holzkasten stand und sprach. Seine Stimme war fest, getragen von einer tiefen Überzeugung. Es war kein Redner, wie man ihn aus großen Hallen kennt. Nein, dieser Mann erzählte einfach seine Geschichte. Er sprach davon, wie sein Leben dunkel und trostlos war, wie er der Sucht und Verzweiflung verfallen war, bis eines Tages etwas Unerwartetes geschah. Er sprach von Jesus Christus, der ihn aus dieser Dunkelheit gerettet hatte.

Am Rand der Menge stand ein kleines Mädchen. Ihre braunen Locken wippten im Wind, und sie hielt einen abgetragenen, aber sauberen Teddy in der Hand. Ihre großen Augen waren auf den Mann gerichtet, der sprach – ihren Vater. Sie hörte ihm aufmerksam zu, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Für sie war es mehr als nur eine Geschichte. Es war die Wahrheit, ihre Wahrheit.

Doch nicht alle in der Menge waren so ergriffen. Ein Mann in der hinteren Reihe, die Hände lässig in die Taschen gesteckt, verdrehte die Augen. Er war ein Zyniker, jemand, der an nichts glaubte, was nicht mit Zahlen oder Fakten zu beweisen war. Die Rede des Mannes begann ihn zu nerven. Schließlich konnte er sich nicht mehr zurückhalten.

„Warum hältst du nicht den Mund, alter Mann?“ rief er laut und mit einer Stimme, die vor Spott triefte. „Das ist doch alles Unsinn! Du träumst doch nur. Werde mal wach!“

Ein leises Murmeln ging durch die Menge, doch der Mann auf dem Holzkasten sprach unbeeindruckt weiter. Das kleine Mädchen jedoch blickte mit großen Augen zu dem Zyniker. Sie zögerte einen Moment, dann ließ sie ihren Teddy fallen und ging mutig auf ihn zu. Sie zupfte an seinem Ärmel.

„Entschuldigung, Herr“, sagte sie leise, aber deutlich. Der Mann blickte überrascht nach unten. Da stand sie, kaum größer als ein Straßenpoller, und sah ihn mit ernstem Blick an.

„Du redest über meinen Papa“, begann sie und legte den Kopf leicht schief. „Du sagst, dass mein Papa ein Träumer ist. Aber darf ich dir etwas über meinen Papa erzählen?“

Der Mann, der gerade noch so selbstsicher war, starrte sie an und sagte nichts. Also fuhr sie fort: „Mein Papa kam früher immer betrunken nach Hause. Er hat meine Mama angeschrien und manchmal sogar geschlagen. Sie hat oft die ganze Nacht geweint, weil sie so Angst hatte. Mein Papa hat auch sein ganzes Geld für Schnaps ausgegeben. Weißt du, was das bedeutet? Wir hatten nie etwas Schönes. Kein neues Kleid, keine warmen Schuhe. Manchmal musste ich ohne Schuhe in die Schule gehen.“

Die Menge war still geworden. Jeder lauschte den Worten des kleinen Mädchens, selbst der Zyniker. Sie deutete mit einem Finger auf ihre glänzenden, kleinen Schuhe. „Aber jetzt schau dir meine Schuhe an. Und mein Kleid! Mein Papa hat jetzt eine gute Arbeit. Er bringt Blumen für meine Mama mit, und sie weint nicht mehr. Jetzt singt sie Lieder, die ich so gerne höre. Siehst du die Frau dort drüben?“ Sie zeigte auf eine lächelnde Frau mit strahlenden Augen. „Das ist meine Mama.“

Die Stimme des Mädchens wurde ein wenig lauter, ein wenig fester. „Jesus hat meinen Papa neu gemacht. Jesus hat unser Zuhause neu gemacht. Also, wenn mein Papa träumt, dann bitte – weck ihn nicht auf.“

Der Zyniker öffnete den Mund, aber kein Wort kam heraus. Stattdessen senkte er langsam den Blick. Das kleine Mädchen hob ihren Teddy auf, lächelte ihn an und ging zurück zu ihrer Mutter. Die Menge schwieg noch immer, bis jemand leise klatschte. Bald folgte ein weiteres Klatschen, und schließlich brach ein tosender Applaus aus.

Doch das kleine Mädchen kümmerte sich nicht darum. Sie lief einfach zu ihrem Papa, der mittlerweile von seinem Holzkasten heruntergestiegen war, und sprang ihm in die Arme. „Das ist mein Papa“, flüsterte sie stolz und legte ihren Kopf an seine Schulter.

Übersetzung: russisch 🇨🇿